Alexander F. Gemeinhardt Die Pfingstbewegung als ökumenische Herausforderung Vandenhoeck & Ruprecht, 2005, 176 Seiten, kartoniert, 978-3-525-87197-3 VORWORT Kranke werden geheilt, Wunder geschehen, die Gemeindesäle sind überfüllt, Menschen werden zum Glauben an Jesus Christus gerufen und mit Wasser und Geist getauft. Wenn uns diese guten Nachrichten dennoch mit Nachdenklichkeit erfüllen, dann deshalb, weil sie Indiz der stetig wachsenden und mit unseren europäischen theologischen Kategorien schwer zu fassenden weltweiten Pfingstbewegung sind. Das größte Wachstum verzeichnen die pentekostalen Bewegungen und Kirchen in Südamerika und Afrika - die Pfingst- und Missionsgemeinden in Deutschland wirken dagegen klein und sind der breiteren - auch kirchlichen - Öffentlichkeit oft unbekannt. Viele Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer sind unsicher, wie sie mit den neuen christlichen Nachbarn umgehen können. Mit der Pfingstbewegung als Teil der weltweiten Gemeinschaft der Christinnen und Christen beschäftigt sich Dr. Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin). In drei auch persönlich gefärbten Beiträgen wird die Pfingstbewegung in drei speziellen Kontexten beleuchtet: Andreas Heuser (Missionsakademie an der Universität Hamburg) beschreibt die afrikanischen Entwicklungen, Martin Ufer legt seine mit dem "Hochschulpreis des Evangelischen Bundes 2001 Hessen und Nassau" ausgezeichnete Studie über "Neopfingstlerische Kirchen in Brasilien" vor. Heike Vierling-Ihrig beschreibt die Situation der evangelischen Kirchen und die besondere Entwicklung der Pfingstbewegung in Chile. Die Pfingstbewegung ist in Deutschland zahlenmäßig eine der kleineren freikirchlichen Gemeinschaften. Die Gemeinden sind selbständig, pflegen nur punktuell ihre Gemeinsamkeiten im Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden (BfP). Begegnungspunkte mit den etablierten Kirchen sind selten und ergeben sich leider oft erst in konfliktträchtigen Situationen. Dirk Spornhauer, Beratender Mitarbeiter des Konfessionskundlichen Instituts für den Bereich Pfingstkirchen und Charismatische Bewegungen, widmet sich deshalb dem Konfliktpotential in der Begegnung mit Pfingstgemeinden am Ort. Abschließend stellt Kai Buch die Frage nach der Sicht der Anderen auf die Pfingstbewegung in Deutschland. Die Pfingstbewegung wird immer mehr zu einer "ökumenischen Herausforderung". Sie fordert die ökumenischen Partner heraus, sich zu den entstehenden und zum Teil schon eingeführten pfingstlerisch geprägten Gemeinden differenziert zu verhalten. Gleichzeitig sind auch diese Gemeinden auf dem Weg, mit den anderen Kirchen ins Gespräch zu kommen, anerkannt zu werden und voneinander zu lernen. Die Mitgliedschaft einzelner Gemeinden in lokalen und regionalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK), die Nähe zur Bundes-ACK und zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) sind Indize für die wachsenden Bemühungen einer gegenseitigen Öffnung und Verständigung. Die Anregung zu diesem Bensheimer Heft geht auf den Geschäftsführer und Freikirchenreferenten des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim Walter Fleischmann-Bisten zurück. Ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt für seine umfassende Unterstützung und freundschaftliche Begleitung. Bei den notwendigen Korrekturarbeiten haben sich neben ihm und Dirk Spornhauer auch Helga Schmolinsky und Carmen Zimmermann vom Konfessionskundlichen Institut Bensheim engagiert. Dieses Buch ist in dankbarer Erinnerung zwei in diesem Jahr verstorbenen Freunden des Evangelischen Bundes und Mitarbeitern des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim gewidmet: Professor Ferdinand Barth (1932-2005) war von 1963 bis 1968 als Wissenschaftlicher Referent am Konfessionskundlichen Institut tätig und gehörte von 1969 bis 2005 dem Vorstand des Evangelischen Bundes Hessen und Nassau an. Als Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, deren Rektor er von 1986 bis 1990 war, blieb der dem Bensheimer Institut stets eng verbunden. Gerhard Beetz (1918-2005) war von 1947 bis 1984 Generalsekretär des Evangelischen Bundes und Geschäftsführer des Konfessionskundlichen Instituts und maßgeblich an der Edition der "Bensheimer Hefte" beteiligt. In seinen vielfältigen Ehrenämtern im Dekanat Bergstraße-Mitte (früher: Zwingenberg) und in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau trug er nachhaltig zur Verortung des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim bei. Bensheim, am Reformationstag 2005 Alexander F. Gemeinhardt INHALT Alexander F. Gemeinhardt Vorwort. 5 DIE PFINGSTBEWEGUNG ALS ÖKUMENISCHE HERAUSFORDERUNG Reinhard Hempelmann Die Pfingstbewegung als Teil der Weltchristenheit und ökumenische Herausforderung. 7 Jutta Koslowski Pfingstkirchen, charismatische Bewegung und Ökumene. 26 Michael Plathow Katholizismus und charismatisch-pfingstlerische Bewegung. 45 DIE PFINGSTBEWEGUNG IM WELTWEITEN KONTEXT Andreas Heuser Die Zähmung des Satans: Erscheinungsformen der afrikanischen Pfingstbewegung. 58 Martin Ufer Emotion und Expansion. Neopfingstlerische Bewegungen in Brasilien. 93 Heike Vierling-Ihrig Chancen einer Minderheit. Zur Situation der evangelischen Kirche in Chile. 129 DIE PFINGSTBEWEGUNG ALS ÖKUMENISCHER PARTNER Dirk Spornhauer Begegnung mit Pfingstgemeinden in der Praxis 141 Jan Badewien Hilfestellungen zum Umgang mit Freien Gemeinden vor Ort. 159 Kai Buch Die deutsche Pfingstbewegung in der Sicht der Anderen. 163 AUTORINNEN UND AUTOREN. 171 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS. 173