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		Auszüge aus den noch 
		vorhandenen Bücherbriefen 1934 
		 Anlage zu 
		einem Brief: 
		niedergeschrieben nach dem Krieg 1941: Korbach 1934 
		Rudolf Heesen 
		Schon 1932 hatte ich in 
		Wahlversammlungen des christl.-Sozialen Volksdienstes (Partei von Pastor 
		von Bodelschwingh) gegen die volks- und moralzersetzende und 
		kirchenfeindliche Tendenz der NSDAP gesprochen. Bei Ausbruch des 
		Kirchenkampfes 1933 (Bodelschwingh kontra Müller) verteilte ich in 
		meiner Buchhandlung tausende von Druckschriften der bekennenden Kirche 
		(BK - Leiter Pfarrer Niemöller) und versorgte von meinem Büro aus das 
		ganze Waldecker Land mit kirchlichen Schriften gegen die "Deutschen 
		Christen" Hitlers (DC) - mit dem Erfolg, dass dieser Gruppe der NSDAP in 
		Waldeck der entscheidende Erfolg versagt blieb. Ich arrangierte 
		theologische Aussprachen zwischen BK und DC und machte meine 
		Buchhandlung zum Brennpunkt der kirchlichen Kämpfe. 1934 hielt ich auf 
		der evangelischen Woche in Eimelrod einen Vortrag über den 3. 
		Glaubensartikel und arbeitete gegen die im Frühjahr 1934 in Korbach 
		stattfindende Tagungswoche der DC mit großem Erfolg durch Gegenanzeigen 
		in der Korbacher Zeitung. Der damalige Landesleiter der DC - Pfarrer 
		Keller - wurde zu meinem grimmigen Gegner und hetzte die NSDAP gegen 
		mich auf. Mein Geschäft stand wiederholt unter dem schweren Boykott der 
		NSDAP. 
		Anfang November 1934 bot mir der 16 
		jährige SA-Mann Heinz Klein eine Postkarte zum Kauf an, die ein Bild 
		zeigte, auf dem an einem Baum eine Strohpuppe mit jüdischer Maske 
		aufgehängt war. Auf der Anschriftseite stand der Spruch: "Solange hier 
		in Waldeck die alten Kastanien blühn, wird man von ihren Zweigen 
		vielleicht noch manchen ..... (ergänze: Juden) herunterbaumeln sehn. Ich 
		sagte zu dem Jungen: "Schämst du dich nicht auf solche Weise zum 
		öffentlichen Morden an Juden aufzufordern? Wo warst du denn, als unser 
		Nachbar Mosheim (ein Jude) sich im Schütztengraben das eiserne Kreuz 
		verdiente und sich einen schweren Lungenschuß holte? Da hast du noch in 
		die Windeln gemacht!" Zeuge dieses Geschehens war Otto Emde, Sturmführer 
		der SA-Reserve, der am gleichen Abend auf einer Vollversammlung der 
		NSDAP, SS, SA usw. den Vorfall berichtete. Die Meute heulte und tobte 
		und gegen 22 1/2 Uhr flogen Steine in von Kappels Seite in meine 
		Buchhandlung. Da ich das Schicksal des von der SS blingeschlagenen 
		Löwenstein nicht teilen wollte, reiste ich am folgenden Morgen um 5 1/2 
		Uhr mit dem 1. Zug zu Freunden nach Bonn und Köln. Inzwischen war mein 
		Gehilfe - entsprechend unserer vorsorglicher Abmachung - mein Teilhaber 
		geworden, wehrte den Boykott der NSDAP ab und ich verließ Anfang 1935 
		Korbach, nachdem mich der überstürzte Verkauf der Buchhandlung 5.400 RM 
		Verlust gekostet hatte. 
 1937 gegründet als „Monatsbrief der Buchhandlung 
		Rudolf Heesen in Leipzig  
		1937 30.01. Das 3. 
		Notgebet der Kirche: Luk 11,2 Die Könige der Erde lehnen sich 
		auf wider den Herrn und seinen Gesalbten.  Guter Vortrag 
		entnommen aus Allgemeinen Evgl. Kirchzeitung  
 1937 27.03. 
		Buchhandlung Rudolf Heesen Leipzig C1 Postfach 201 Bibliographien
 1937 24.04.
		 S1 Angesichts der vielen Beschränkungen, die heute 
		der christlichen Verkündigung auferlegt sind, kann ein wirkliche 
		Schulung der Gemeinde ... bewusstes Antichristentum
		 
 
		1937 31.08. Erklärung 
		Entschuldigung RH für Mahnschreiben 
		Ausweis zum 
		Vertrieb christlicher Kalender ... 1938 01.03. ab 
		1.Mai 1938 Wohnung, Familie + Büro  wieder in Leipzig 1 C1 Postfach 201 Salomostr. 11 
 
		1938 28.05. 
		Wortbetrachtung Lk 24,25 O ihr Toren und trägen Herzens – 
		Allgemeine Evgl. Luth. Kirchenzeitung 
		Buchbesprechung: 
		Abendländische Entscheidung – Arischer Mytos + Christliche Wirklichkeit 
		Autor: Hermann Sauer J.C. Hinrichs Verlag Leipzig 
 1938 30.06. Neue Anschrift für Pakete ab Anfang 
		August: Klostergasse 5 Hof. Da das Haus, in das wir am 1.Mai eingezogen 
		sind, am Ende Mai in den Besitz einer benachbarten Druckerei überging, 
		mussten wir gegen Umzugvergütung die bisherige Wohnung räumen. 
		Buchbesprechung: 
		Theodor Litt: Der deutsch Geist und das Christentum Litts Schrift 
		ist in ihrer Klarheit und Zielsicherheit unerreicht. Die 
		Völkisch–biologische Geschichtsschau hat hier, besonders was die 
		Verstöße gegen das Christentum anlangt, ihre würdigste und zugleich 
		ernsteste Kritik und positive Wegweisung erhalten.  Deutsche 
		allgemeine Zeitung 26.5.38 
 1938 30.11. 
		Gottes Güte schenkte uns heute unser sechste Kind, den fünften Jungen 
		(Günther) Rudolf Heesen und Frau Hildegard geb. von Frau Treskow Leipzig 
		am 31.Oktober 1938 
 1939 28.2. 
		Anfang November (1938) kehrte 
		mein bewährter Mitarbeiter Walter Thibault aus über 
		zweijährigem Militärdienst zurück, sodass ich bis dahin ohne Hilfe war. 
		Diese ungehäuere Arbeitslast 
		führte dazu, dass ich schon im Hebst in steigendem Maße von 
		Gallenkoliken heimgesucht wurde, die schließlich so arg 
		wurden und im Januar gänzlich zusammenbrach. Z.Zt. befinde ich mich zur 
		Ausheilung und Erholung in einem Sanatorium Kassel-Wilhelmshöhe 
		Sanatorium Dr. Rohrbach  1939 31.3. Eine besondere 
		Bitte: Trotz wiederholter Inserate und Bemühungen des Arbeitsamtes ist 
		es nicht gelungen für unseren Haushalt ein Hilfe zu finden, sodass meine 
		Frau den großen Haushalt mit 6 kleinen Kindern allein versehen muss. 
		Sollte unter meinen Kunden jemand eine geeignete Hilfe wissen, wir 
		suchen entweder eine ältere Stütze, ein Pflichtjahrmädchen, ein 
		Haustochter oder eine ältere Dame, alleinstehend, die sich auch um die 
		Erziehung der Kinder kümmern kann. Vergütung außer den 
		Sachentschädigungen RM 20 bis RM 60. 
 1939 26.8. 
		 Zum 1.10. 
		verlässt uns unsere Haustochter. Nochmals bitte 
		um Hilfe für meine Frau z.B. auch Pflichtjahrmädchen. Allgemeine 
		Lage des Evangelischen Buchhandels: Von der 
		Anordnung Nr. 133 der Reichsschriftentumkammer vom 31.3.1939 ist auch 
		der Evangelische Buchhandel betroffen. Ab April 1940 dürfen keine 
		Vereinsbuchhändler mehr bestehen und dürfen Evgl. Bücher nur noch von 
		solchen Firmen betrieben und verlegt werden, die sich öffentlich als 
		„Evangelisch“ bezeichnen. Eine Idee, wie 
		man neue Kanäle der Verbreitung christlicher Literatur zu 
		bewerkstelligen wäre z.B. Aufruf zur Arbeitsgemeinschaft. - Sehr 
		schwierige Zeiten! Ganz 
		persönlich bin ich der Meinung, dass man zumindest von jetzt an unsere 
		Kirche bewusst Kreise nur noch ausschließlich evangelische Bücher 
		verschenken sollte. Wir haben keinerlei Interesse an der „allgemeinen“ 
		Literatur, mag sie psychologisch, historisch, soziologisch oder sonst 
		wie noch so wertvoll sein - wir dienen der Aufgabe der Kirche m.E. nur, 
		wenn wir in Zukunft bewusst einsichtig sind bei unserer Auswahl und für 
		diese nur das Evangelische Buch berücksichtigen (Ausnahme: politische 
		Bücher)  
 1939 23.09. Unser Betrieb 
		läuft noch und mein Heer Dr. Gesch und ich wollen unseren Dienst noch so 
		lange tun, wie wir dürfen. Mein Herr 
		Thibault ist im Felde und hat inzwischen an der Schlacht im 
		Weichselgebiet teilgenommen. Unsere Aufgabe 
		ist durch den Krieg noch viel härter und dringender geworden. Kunden, 
		die z.Zt. im Feld stehen, bitte ich um Angabe ihrer Feldpostnummern. 
		Buchbesprechung: 
		Predigt im Krieg. Mit Beiträgen aus dem Anfang der Krieges von namhaften 
		Predigern. Herausgeber: D.Erich Stange  
 1939 18.10. Die Sperre des 
		privaten Güterverkehrs ist in den meisten RBD-Bezirken immer noch nicht 
		aufgehoben. Feldpostsendungen an Soldaten versende ich von hier aus. 
		 
 1939 08.11. Stuttgarter 
		Bibelteile sind infolge Materialschwierigkeiten z.Zt. nicht lieferbar. 
 1939 18.11. 
		Seite 218  
		Gespräch des hl. Hieronymus mit 
		dem Kindlein in der Krippe. 
 
		"Ach Herr Jesus, wie zitterst Du, 
		wie hart liegst Du um meiner 
		Seligkeit willen! 
		Wie soll ich dies vergelten?" 
		 
		Da dünkt mich, wie mir das Kindlein 
		antwortet: 
		"Nichts begehre ich, lieber 
		Hieronymus, als singe: 
		Ehre sei Gott in der Höhe! Laß dir's 
		nur lieb sein. 
		Ich will noch dürftiger werden im 
		Ölgarten und am heiligen Kreuz."  
		Ich spreche weiter:  
		"Liebes Jesulein, ich muß dir was 
		geben,  
		ich will Dir all mein Geld geben."
		 
		Das Kind antwortet: 
		"Ist doch zuvor Himmel und Erde 
		mein. 
		Ich bedarf's nicht, gib's armen 
		Leuten. 
		Das will ich annehmen, als sei's mir 
		selbst widerfahren." 
		Ich rede weiter: 
		"Liebes Jesulein, ich will's gern 
		tun, aber ich muß Dir auch für Deine Person etwas geben oder muß vor 
		Leid sterben." 
		Das Kindlein antwortet: 
		"Lieber Hieronymus, weil Du ja so 
		kostfrei bist, so will ich Dir 
		sagen, was Du mir sollst geben:" 
		"Gib her deine Sünde, dein böses 
		Gewissen und deine Verdammnis." 
		Ich spreche:  
		"Was willst Du damit machen?" 
		 
		Das Jesuskind sagt: 
		"Ich will's auf meine Schultern 
		nehmen, das soll meine Herrschaft und herrliche Tat sein, wie Jesaja vor 
		Zeiten geredet hat, dass ich Deine Sünde will tragen und wegtragen." 
		Da fange ich an bitterlich zu weinen 
		und sage: 
		"Kindlein, liebes Kindlein, wie hast 
		Du mir das Herz gerührt! 
		Ich dachte, Du wolltest was Gutes 
		haben, so willst Du alles, 
		was bei mir böse ist, haben. 
		Nimm hin, was mein ist! Gib mir, was 
		Dein ist! 
		So bin ich der Sünde los und des 
		ewigen Lebens gewiss." 
 
		1939 28.11. Seite 219 
		 
		Morgengebet: Luthers 
		Morgensegen 
 
		Das wallte Gott, Vater, Sohn und 
		Heiliger Geist. Amen.- 
		Wir danken Dir, unser himmlischer 
		Vater,  
		durch Jesus Christus, Deinen lieben 
		Sohn, 
		dass Du uns diese Nacht vor allem 
		Schaden und Gefahr behütet hast, 
		und bitten Dich, du wollest uns 
		diesen Tag auch behüten 
		vor Schaden und allem Übel, 
		dass Dir all unser Tun und Leben 
		gefalle. 
		Denn wir befehlen uns, 
		unseren Leib und Seele und Alles in 
		Deine Hände. 
		Dein heiliger Engel sei mit uns, 
		dass der böse Feind keine Macht an 
		uns finde. 
		Amen. 
 
		Abendgebet Luthers 
		Abendsegen 
 
		Das wallte Gott, Vater, Sohn und 
		Heiliger Geist. Amen. - 
		Wir danken Dir, unser himmlischer 
		Vater, 
		durch Jesus Christus, Deinen lieben 
		Sohn, 
		das Du uns diesen Tag gnädig behütet 
		hast, 
		und bitten Dich, Du wollest uns 
		vergeben alle unsere Sünden, 
		wo wir unrecht getan haben, 
		und uns diese Nacht gnädiglich 
		behüten. 
		Denn wir befehlen uns, unseren Leib 
		und Seele 
		und Alles in deine Hände. 
		Dein heiliger Engel sei mit uns, 
		dass der böse Feind keine Macht an 
		uns finde.  
		Amen. 
 Gebet 
		Sonntag für den Wochentag bestimmte 
		Gebet 
		Martin Luther 
 
		Ehre sei dem Vater und dem Sohne und 
		dem Heiligen Geist, Amen. 
 
		Wir beten Dich an, himmlischer 
		Vater, 
		ohne den nichts gemacht ist, was 
		gemacht ist,  
		der Du uns und alle Kreatur 
		erschaffen hast und noch erhältst, 
		dass wir Dich loben und Dir danken 
		in Ewigkeit. 
 
		Wir beten Dich an, Herr Jesu 
		Christ, unser Heiland,  
		Du ewiges Wort des Vaters, 
		 
		Du Licht von unerschöpften Lichte,
		 
		Du Sonne dieser und der zukünftigen 
		Welt; 
		Dass Du uns durch Deine unermeßliche 
		Liebe 
		und Dein bitteres Leiden und Sterben 
		erlöst hast 
		vom Tode und der Gewalt der Sünde 
		und des Satans, 
		und uns durch Deine sieghafte 
		Auferstehung  
		Mitbürger hast werden lassen am 
		ewigen Reich des Vaters. - 
 
		Wir beten dich an, Gott, heiliger 
		Geist,  
		dass Du uns durch den Glauben an 
		Jesus Christus 
		wiedergeboren hast zu einer 
		lebendigen Hoffnung, 
		dass Du uns Helfer und Tröster bist. 
		- 
 
		Stärke uns, Herr, den Glauben 
		und lass das ewige Wort, 
		den Schatz Deiner heiligen Kirche, 
		Frucht bringen unter uns und allen 
		Menschen. 
		Amen 
 1940 31.01. Mein buchhänlerischer Mitarbeiter, Herr Walter 
		Thibault, der bereits an vorderer Front in Polen stand und dort u.a. an 
		der Schlacht an der Bzura teilgenommen hat, steht jetzt im Westen. Sein 
		Fehlen verstärkt die gewaltige Arbeitsleistung, die wir zu vollbringen 
		hatten. 
 1940 30.94. Die 
		Lieferschwierigkeiten im Buchhandel dauern an. Nicht 
		lieferbar ist: „Die Deutschen fürchten Gott“ 
 1940 30.06. Während des 
		Krieges erscheinen die Monatsbriefe verkürzt (ohne Besprechungen und 
		Sonderseiten Im 
		Bärenreiterverlag wird ab 22.7.eine Zeitschrift für die evangelischen 
		Soldaten erscheinen: „Das Werk“ mit Unterstützung der Wehrmacht und der 
		Kirchenbehörde 
 1940 31.07. 
		Unseren Freunden zur Kenntnis 
		dass uns am 6.7.1940 unser 7.Kind, das zweite 
		Töchterchen (Ingeborg) geboren wurde. Die Auflage 
		christlicher Kalender ist ständig im Steigen. Die 
		Verkehrsschwierigkeiten infolge der Kriegsleistungen der Reichsbahn 
		lassen es geboten erscheinen sofort nach Fertigstellung zum Versand zu 
		bringen. 
		Groschenbücherei: Das im Unterricht Gehörte und Gelernte soll den 
		Konfirmanden durch die dargebotenen Erzählungen als lebendige 
		Wirklichkeit beispielhaft dargestellt und ins Herz vermittelt werden. 1940 31.08. 
		Konfirmandenbücher: 
		Aus dem Wunsch heraus, die Konfirmanden in der verhältnismäßig kurzen 
		Zeit, in der sie den Unterricht besuchen, auch außerhalb der 
		Unterrichtsstunden zu führen und ein mit Lebensbildern christlicher 
		Persönlichkeiten bekannt zu machen und ihnen Glaubenszeugnisse und 
		-Bekenntnisse nahe zubringen, habe ich vor einigen Jahren meinen 
		Konfirmanden kleinere Hefte zum Lesen zur Verfügung zu stellen. 
		 Ich glaube man 
		kann die Bedeutung solchen Konfirmandenlesestoffs gar nicht 
		unterschätzen, denn die Kinder, die vom Elternhaus her keine Beziehung 
		mit dem Christentum haben und denen ein Glaubenszeugnis noch nicht 
		eingetreten ist, spüren aus diesen Berichten etwas von der Kraft solcher 
		Frömmigkeit. 
 1940 31.10. 
		Ich bedaure sehr, dass ich meinen 
		so guter und liebgewonnen Mitarbeiter, Herr Dr. Gesch, 
		infolge höherer Gewalt nach 1,5 Jahren verloren habe! Er hat sich 
		restlos für die aufgaben meiner Buchhandlung eingesetzt. - Die 
		Personalschwierigkeiten sind ja ungeheuer!  Soldaten-Lesezirkel: Einige meiner einberufen Kunden 
		baten mich einen Lesezirkel einzurichten, der ihnen und ihren Kameraden 
		dienen könne und eine praktische Schriftauslegung und Literatur 
		kirchlicher Prägung enthalte. 
 1941 Nach dem 
		Krieg niedergeschrieben Leipzig 1941 
 
		Alle Buchhandlungen mußten jährlich 
		der Reichsschriftentumkammer (RSK) ihren Umsatz melden. Dadurch auf den 
		wachsenden Umfang meines Geschäftes aufmerksam geworden, schickte die 
		RSK mir im Frühjahr 1941 drei Gestapo Beamte auf den Hals. Im ganzen 
		mußte ich 1941 sechs Gestapo-Untersuchungen über mich ergehen lassen und 
		der Leipziger Gestapo-Beamte Zetschke sagte mir, dass die RSK mich 
		vernichten wolle. Ich muß aber der Wahrheit die Ehre geben und sagen, 
		dass Herr Zetschke mich zu schützen suchte, da ich sieben Kinder hätte. 
		Die Anlässe waren z.Tl. willkürlich herbeigezogen. Beim letzten 
		Zwischenfall sagte mir mein Unterhändler in Berlin, dem Hauptsitz der 
		RSK, dass mir Geschäftsschließung, Inhaftierung in ein KZ und eine 
		Geldstrafe von 35.000 RM drohten. Daraufhin meldete ich mich beim 
		Wehrmeldeamt, obwohl ich als untauglich zurückgestellt war und wurde 7 
		Tage darauf eingezogen. 2 Tage später erschien Herr Zetschke bei meiner 
		Frau und beglückwünschte sie zu meiner Einberufung und zu der dadurch 
		notwendig gewordenen Schließung meines Geschäfts, da er mich nicht 
		länger mehr halten könne. Damit hatte die NSDAP nun zum 2. Male meine 
		berufliche Existenz zerstört. 
		Nachzutragen ist hier, dass ich 
		1937-1941 ohne Wissen der RSK und der Reichspressekammer eine 
		theologisch - literarische Monatsschrift "schwarz" herausgab, die 
		zuletzt in einer Auflage von 4.500 Stück versandt wurde. 
 1941 20.01. 
		Meine Frau, die nach 9-monatiger 
		schwerer Krankheit und trotz monatlangen Aufenthalt in Krankenhaus, 
		Sanatorium und Erholungsorten ihre alte Frische infolge zu starker 
		Beanspruchung durch unseren großen Haushalt (7 
		Kinder) nicht wiederzugewinnen vermag, such ich eine Hilfe. 
 
		1941 28.02. 
		
		Unser Schicksal liegt in 
		Gottes Hand  
 1943 Nach dem 
		Krieg niedergeschrieben Leipzig 1943 
 
		Infolge des Hitler-Krieges 
		verbrannten nach einem englischen Luftangriff auf Leipzig am 4.12.1943 
		unsere Wohnung, mein Geschäft und alle meine wissenschaftlichen 
		Unterlagen, die der Kriegsschadenbehörde Leipzig vorliegen, 83.000 RM. 
		Der Verlust auf dem Transportwege nach Korbach beträgt ebenfalls nach 
		amtlichen Schätzungen 14.500 RM. Auf Sparbüchern im jetzt von Russland 
		besetzten Teil Deutschlands habe ich 58.000 RM liegen, sodass unser 
		weiterer, dritter Schaden durch das Dritte Reich, 155.500 RM beträgt.
		 
 
		1944 26.11. Ein erhalten 
		gebliebener Brief Rudolf Heesen an seinen ältesten Sohn Hans-Georg. 
 Über Kampf und 
		Heldentum 
 
		Meinem Sohne Hans-Georg zum 14. Lebensjahr! 
		26.11.1944 
 
		Du hörst es täglich, dass wir in 
		einer heldischen Zeit leben, dass Kampf unsere Aufgabe ist, dass wir um 
		den Sieg, um unser Leben kämpfen, dass in unseren Tagen jeder Deutsche 
		ein Held sei. 
		Held, Krieg, Waffen, Ruhm, Ehre, 
		Sieg, Stärke, Macht - alle diese Begriffe sind Attribute des Kampfes 
		eines Volkes gegen das andere, gegen seinen Feind. Es ist dies die 
		älteste und primitivste Form des Streites. Auf dem Schlachtfeld erweisen 
		sich die Kämpfer als Helden, Mitkämpfer oder Drückeberger. 
		Je tapferere ein Volk und seine 
		Krieger waren, um so schwieriger war es für den Einzelnen, als Held eine 
		Namen zu gewinnen. Denn der Abstand zur Masse ist es, was den Helden 
		kennzeichnet. Er ist mehr, er kann mehr und er leistet mehr als alle 
		anderen. Er ist tapferer, mutiger, zäher, härter, trotziger, stärker, 
		selbständiger, unabhängiger, unerschrockener, rücksichtsloser, 
		zielbewußter, klüger, weitblickender, aber auch selbstloser. Denn es 
		gehört nun einmal zum Helden, dass er aus der Masse hervorragt oder gar 
		im Gegensatz zu ihr steht.  
		Die Atmosphäre eines heldischen 
		Zeitalters ist so gesättigt mit heldischen Gedanken, Forderungen und 
		Idealen, dass sich auf Schritt und Tritt Helden herauskristallisieren. 
		Und es gibt kein höheres Lob für ein Volk als das Urteil der Geschichte, 
		dass es diese oder jene gefahrvolle Periode seines Lebens als "ein Held" 
		gemeistert und überwunden habe, oder dass sein Heer als "ein Held" 
		gekämpft und gesiegt habe oder auch - unterlegen sei. Denn nur die 
		heldische Tapferkeit rettet auch über den Untergang hinaus, wie Leonidas 
		an den Termopylen heute noch beweist. 
		Die Helden eines Volkes sind die 
		höchste Verkörperung des heldischen Ideals ihrere Zeit. Ihr starker 
		Wille wird genährt und getragen von der Gemeinschaft ihres Volkes. Sie 
		werden vorangerissen und reißen selbst voran - in lebendiger 
		Wechselwirkung, wie das Schwungrad einer Maschine. Dieses Heldentum ist 
		Exponent der Masse, ist Führung. 
		Je größer ein Volk ist, um so mehr 
		gliedert es sich in Untergruppen und kleinere Einheiten. Jede Einheit 
		braucht ihren Helden, ihren Führer, der die besten Kräfte seiner Einheit 
		in sich vereinigt, Vorbild und Ansporn ist. Im Volksganzen ringen diese 
		heldischen Einheisführer um den ersten Platz, um den Lorbeer der 
		Volksführung, um die Vollendung und Krönung ihres Heldentums. 
		 
		So schwer dieses Ringen um 
		anerkanntes Heldentum auch sein mag, schwieriger ist es, sich als Held 
		zu beweisen, wenn ein Kämpfer nicht getragen wird von dem einheitlichen 
		Willen einer Gemeinschaft. Jeder findet in seinem Kameraden seinen 
		"Treiber", seine Stütze, seinen Korrektoren, dieser aber wird gehemmt 
		durch alle jene dunklen Mächte, die im Menschenherzen schlummern und 
		gefährlich werden, wenn sie als organisierter Massengeist oder 
		"Etappengeist" um Macht und Einfluß ringen, den Zeitgeist oder den Geist 
		einer Einheit prägen und alle Gegnerschaft ihrer selbstischen Praxis dem 
		Gespött der verführten und verblendeten Masse preisgeben.  
		Gewiß sind Alexander, Caesar, Tilli, 
		Ziten, Gneisenau, Moltke Helden und Namen höchsten Ruhms. Doch stehen 
		die Heroen des Geistes über ihnen: Sokrates, Christus, die Ideen 
		gestaltenden deutschen Kaiser des Mittelalters, Luther, Kopernikus, 
		Stein, Robert Koch, Bodelschwingh. Denn diese erfüllten die von jenen 
		geschaffenen Grenzen mit dem göttlichen Geiste ihrer Berufung und 
		leuchten bis in unsere Tage 
		stahlenkräftig und neues Leben 
		zeugend herüber, obwohl die Grenzsteine als die Wahrzeichen des Wirkens 
		Jener längst zerfallen sind.  
		Völker sind Lebewesen und damit den 
		biologischen Gesetzen dieser Organismen unterworfen. Sie sind notwendig, 
		denn sonst fände der Geist keinen Ort seines Wirkens. Sie sind 
		historisch betrachtet sogar älter als der Geist, der sie erst ins 
		Selbstbewußtsein rief und fordert daher auch die erste Stelle im Dienst 
		ihrer Glieder. Aber Völker gingen zugrunde und heute lebende werden 
		ihnen folgen. Doch ihr Geist wirkt und bleibt und verkündet durch die 
		Jahrtausende die Wahrheit ihres Nationalgedankens und ihres völkischen 
		Selbstbewußtseins, d.h. ihrer vom Schöpfer ihnen auferlegten Aufgaben.
		 
		Härter war der Kampf dieser 
		Geistesmächtigen als der der großen Soldaten. Feinde ringsum war die 
		Erkenntnis jedes ihrer Lebenstage. Gegen Bosheit, Unverstand, Hohn, 
		Verleumdung und Verfolgung hatten sie zeitlebens zu kämpfen. Mit ihrer 
		nächsten Umgebung, mit Freunden, Nachbarn, Stadt- und Volksgenossen, oft 
		mit der eigenen Familie standen sie auf Kriegsfuß. Sie hatten kein Heer 
		zur Verfügung, das ihrer Idee zum Siege verhalf und in dem ihr 
		Schlachtruf zündete. Sie wurden erdrückt von ihrer Einsamkeit. Sie 
		standen auf lichter Höhe. Aber die, denen ihre Verkündigung galt, 
		glaubten, ihre Dämmerung sei dem Himmelslichte der Wahrheit näher, und 
		wehrten sich mit aller Gewalt gegen Erkenntnis und letzte Wirklichkeit. 
		Fürwahr, die ganze Welt stand auf gegen diese Gestalter und Erneuerer 
		des Geisteslebens ganzer Jahrhunderte und Jahrtausende.  
		Ein qualvoller Kampf war es gegen 
		die Machthaber und Nutznießer der alten Systeme, gegen die Trägheit der 
		vegetierenden und stumpfen Massen, gegen die Fanatiker eines 
		Wahrheitquentchens, die den Neuerungen wehren wollten, dem Schleier von 
		Sais ein neues Stück zu entreißen, gegen die Neider, die in bürgerlicher 
		Sattheit niemandem einen Ruhm außerhalb ihrer eigenen beschränkten Bahn 
		gönnten, gegen die Verläumder, deren Lebensfreude in der Aussaat von 
		Streit und Bosheit besteht, gegen die Verfolger, die angstvoll in allem 
		Neuen eine todbringende Feindschaft ihrer Machtstellung witterten - 
		kurz, gegen alle menschlichen Schwächen, die ein "gewogen und zu leicht 
		befunden" aus dem Munde des göttlichen Herrn der Geschichte zu fürchten 
		hatten.  
		Aus einigen Lebensbildern dieser 
		Geisteshelden ist das unerhört herosche ihres Kampfes um die von ihnen 
		entdeckte Wahrheit allgemein bekannt geworden. Aber jedes Jahr bringt 
		neue Erkenntnisse, neue Erfindungen, kurz: neue Fetzen vom Mantel der 
		Wahrheit ans Tageslicht. Tausende und Abertausende mühen sich täglich, 
		Jahr für Jahr, Jahrhunderte für Jahrhunderte, den großen göttlichen 
		Geheimnissen der Schöpfung und des Lebens auf die Spur zu kommen, sie 
		ihren Mitmenschen mitzuteilen und so für alle fruchtbar zu machen. Kunst 
		und Wissenschaft, Philosophie und Technik, Musik und Dichtung, 
		Organisatoren und Erzieher - leidenschaftlich setzen sie ihr Lebenswerk 
		an die Entschleierung des Wesenskerns.  
		Habe Achtung vor ihren Opfern, vor 
		ihren Verzweiflungen, vor ihren Einsamkeiten, vor ihrer Größe, ihrem 
		Wollen und ihrem Idealismus. Verehre jeden, der mit heißem Herzen auch 
		für jene Grundsätze und ihre allgemeine Verwirklichung eintritt, ohne 
		die ein geordnetes Staatswesen und eine fruchtbare Gemeinschaft nicht 
		bestehen kann. 
		Die Schar dieser Ehrlichen ist 
		namenlos und weitgespannt, ihr Los tragischer als das des Soldaten, der 
		sein höchstes Ziel schon erreicht hat, wenn er tapfer kämpfend sein 
		Leben hingibt für Volk und Vaterland. Der Kämpfer aus und für Idealismus 
		verliert sein Leben täglich unter tausenden Qualen und Widerständen, 
		unter Spott und Unverstand. Und doch läßt er nicht locker. Ist er auch 
		nicht berufen große  
		Erkenntnisse zu empfangen, so 
		brauchen doch diese den Wechsler, der das Gold der unwiderruflichen 
		Wahrheiten in die kleine Münze des Alltags umsetzt und dadurch 
		unermüdlich tätig ist, die Grundlagen der Gemeinschaft zu festigen, zu 
		stärken und notfalls neu zu bauen. Diese Idealisten des Alltags sind wie 
		das Öl, ohne das eine Maschine nicht mehr laufen und arbeiten kann. Und 
		auch dies haben sie mit Öl gemeinsam: Sie werden von allen Seiten 
		gepresst und zerschunden, sie werden schwarz und schmierig von allem 
		Dreck, den sie aufnehmen müssen. Aber das ist ihr selbstloses Opfer. 
		Ohne ihre demütige Hingabe würde der Schmutz die Räder zerfressen und 
		die Maschine zu altem, toten Eisen, ausgeschaltet und auf den 
		Schrotthaufen geworfen werden.  
		Kein Heeresbericht, kein 
		Geschichtsbuch, meldet vom Leben und Kämpfen dieser Helden des Alltags. 
		Sie sind die Stillen im Lande, die Treuen und Pflichtbewußten, die 
		Fleißigen und Zuverlässigen, die Ehrlichen und Frommen. Dass sie das 
		sind, erfüllt die Helden der Waffe mit Glauben und Zuversicht. Sie sind 
		das Netz, das unser Volk vor dem Auseinanderfallen schützt. Kein 
		eisernes Kreuz ziert ihre Todesanzeigen, aber der Einsatz ihres 
		täglichen Leben ist der Mörtel zum Bau der Volksgemeinschaft. 
		 
		Strebe ihnen nach, mein Junge! Nenne 
		Schwarz nicht Weiß, mache aus einer Gemeinheit keine Heldentat, erhebe 
		Feigheit nicht zur Klugheit, laß Stumpfsinn nicht zur Gewöhnung werden 
		und Gewöhnung und Flucht vor Verantwortung nicht zum Gesetz der Ordnung. 
		Halte Augen und Ohren offen und verschließe auch nicht den Mund, wo 
		Unsinn oder gar Widersinn das Zepter an sich reißen. Rette den Menschen 
		vor dem Mechanischen und wisse, dass der Geist immer noch das Wichtigere 
		und Mächtigere ist und in alle Ewigkeit bleiben wird. Habe den Mut zum 
		Widerspruch, denn die Wahrheit spottet des Hohnes und setzt sich am 
		Gewissen des Gemahnten fest. Schiebe nichts auf die lange Bank und 
		fürchte nicht die Autorität der alten Leier. Fürchte Dich nicht davor, 
		lästig zu werden, denn nur der stete Tropfen höhlt den Stein. Vor allem 
		aber halte Deine eigenen Hände rein, denn schmutzig würden sie das Bild 
		besudeln, das Du den anderen zeigen willst.  
		Vor allem aber sieh zu, dass Du ein 
		"totaler Mensch" wirst, dass Denken, Reden und Handeln bei Dir nur aus
		einer Quelle stammen, dass Du ein Mann wirst aus einem 
		Guss. Laß Dir nie das beschämende Scheltwort nachsagen, dass andere nach 
		Deinen Worten, aber nicht nach Deinen Taten handeln sollen. Dieser Kampf 
		um die Einheitlichkeit der Persönlichkeit ist der schwerste, den es im 
		Menschenleben zu bestehen gilt, denn es ist der Kampf gegen uns selbst, 
		gegen die zerstörenden, auflösenden, verneinenden, gleichgültigen, 
		treibenlassenden und feigen Tendenzen unseres Herzens. Der alte Blücher 
		nannte dies Doppelwesen in uns den "Hundsfott", die heutige 
		Soldatensprache nennt es den "inneren Schweinehund".  
		Du brauchst Dich nicht zu schämen, 
		dass solche Gedanken, Regungen und Wünsche in Dir auftauchen und nach 
		Betätigung und Verwirklichung schreien. "Zwei Seelen, wohnen, ach, in 
		meiner Brust!" Und Paulus sagt: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch 
		ist schwach". Alle Denker und alle Weisen aus allen Völkern und 
		Jahrtausenden kennen und kannten diesen Kampf, der im Inneren eines 
		Menschen tobt.  
		Es kommt hier nur auf das eine an: 
		den Versuchungen, die aus unserem Inneren kommen und von schlechten 
		Freunden oder bösen Gelegenheiten gefördert werden, nicht zu erliegen. 
		"Principiis obsta!" sagte der Lateiner, d.h. "widerstehe dem Anfang". 
		Die biblische Schöpfungsgeschichte ist die ethisch unerreicht 
		wertvollste aller gleichartigen Berichte aller Völker. Sie erzählt, wie 
		die ersten Menschen der an sich harmlosen Versuchung, die Früchte eines 
		bestimmten Baumes zu 
		genießen, nicht widerstanden. Es 
		heißt dann, das ihnen die Augen aufgingen und sie erkannten, was Gut und 
		Böse sei. Böse war nun alles, was das ungehorsame Herz, die "Schlange", 
		ihnen zuraunte. Aber sie hatten nun einmal von der verbotenen Frucht 
		gekostet und geschmeckt, wie süß sie war. "Sündenfall" nennt man diese 
		Geschichte, und sie ist bitter ernst. Es ist nicht auszudenken, welchen 
		Ablauf die Menschheitsgeschichte genommen hätte, wenn unsere Ureltern 
		hier, in der entscheidenden e r s t e n Versuchung, ihrer göttlichen 
		Berufung treu geblieben wären.  
		Einer der glühendsten Vorkämpfer des 
		Nationalsozialismus, der 1930 in Arnstadt verstorben Sozialrevolutionär, 
		Dr. Max Maurenbrecher, nennt das Alte Testament das kräftigste und 
		unübertrefflichste national-religiöse Erziehungsbuch des deutschen 
		Volkes. Lies in diesem Buch nach, und Du wirst feststellen, dass alle 
		weiteren in ihm berichteten Sündenfälle nur darin ihre Wurzeln haben, 
		dass die Menschen den Versuchungen erlagen, statt ihnen zu trotzen. Es 
		gibt eine Flucht, die nicht schimpflich ist, sondern Tapferkeit 
		bedeutet, das ist die Flucht vor der Versuchung, vor dem inneren 
		Schweinehund.  
		Kein Mensch bleibt bewahrt vor 
		diesen Versuchungen, die ihn seiner inneren göttlichen Berufung 
		entfremden und ihn ungehorsam werden lassen wollen. Und es ist gut, wenn 
		junge Menschen frühzeitig lernen, diesem heimtückichsten aller Feinde, 
		dem eigenen Herzen, siegreich zu begegnen. Denn ein "Charakter bildet 
		sich nur in dem Strom der Zeit". Und überwundene Gefahren, denen wir 
		nicht erlegen sind, stärken das Selbstbewußtsein und das Vertrauen, wie 
		Dr. Göbbels sagt. Es muß soweit kommen, dass wir in solchen Versuchungen 
		keine Gefahr mehr sehen, sondern ihm spotten und über ihre Wichtigtuerei 
		lachen - weil wir hundert Mal im Kampf mit ihr Sieger geblieben sind. 
		Denn alles Böse ist zugleich feige. Wie Luther so schön sagt: "Tut er 
		uns doch nichts, das macht, er ist gericht', ein Wörtlein kann ihn 
		fällen!" Wir lernen den Kern dieser Gefahren kennen und wissen aus 
		siegreicher Erfahrung, dass man den "alt bösen Feind" nur Teufel, das 
		Böse nur böse, Schlechtes nur schlecht, Gemeines nur gemein zu nennen 
		braucht, um dem Versucher die betörende Maske abzureißen und ihn in 
		seiner ganzen Erbärmlichkeit darzustellen. Diese Wahrhaftigkeit der 
		Selbsterkennnis und dieser Mut des offenen Widerstandes lohnt Gott mit 
		dem Siege.  
		Das Niederringen des zerstörenden 
		Teiles unseres Wesens ist die Voraussetzung dafür, dasswir auch im Kampf 
		des Gewissens gegen Lauheit des Geistes gegen Materie, des Reiches gegen 
		den Volksfeind an den Grenzen uns als Helden bewähren und den Sieg 
		behalten. Daran denke immer! Erst in einigen Jahren wirst Du eintreten 
		können in die Schar der Kämpfer, um die innere und äußere Gestaltung und 
		Sicherheit unseres Staates, aber bis dahin müssen die Grundlagen in 
		Deiner eigenen Seele geschaffen, gehärtet und bewährt sein: 
		Wahrhaftigkeit, Treue und Gehorsam. Zu diesem Kampf bist Du heute schon 
		gerufen. Du weist dies längst. Mache Ernst damit! Und vergiß nicht: 
 
		Sich selbst bekämpfen ist der 
		schwerst Krieg - 
		sich überwinden, ist der schönste 
		Sieg! Friedrich Freiherr von 
		Logan 1604-1655 
		Dein Vater (Rudolf Heesen) 
		 
		Rudolf Heesen 
		Bücherbrief nach dem Krieg  Buchhandlung 
		für evgl. Theologie und Gemeinde 
 Evangelischer Bücherbrief 
		und andere evangelische Stimmendes 
		Buchhändlers Rudolf Heesen gegründet 1937 als Monatsbrief des Buchhändlers 
		Rudolf Heesen in Leipzig Reichsschriftentumkammer BII 15427 
 1947 01.09. 
		Rudolf Heesen zuletzt in Leipzig, jetzt wieder 
		in Korbach / Waldeck  Publication 
		authorzed by Publications 
		Control Branch, Kassel, Det Information 
		Control Division OMG for Hesse under number 8  mit 
		Genehmigung der (amerikanischen) Militärregierung 
 1947 15.12. 
		Nr.1 Seite 1-4 Erste tatsächlich erschienene Nummer 
 
		Rudolf Heesen - 
		(Erlebnisbericht an meine 4 Kinder Mai 2018) 
 
		Evangelischer 
		Bücherbrief Nr.1 15. Dezember 1947 des 
		Buchhändlers Rudolf Heesen zuletzt in 
		Leipzig, jetzt wieder 
		in 16 Korbach/Waldeck 
 
		Publication authorized by 
		Publications 
		Control Branch, Kassel, Det.
		Information 
		Control Division OMG for Hesse under 
		number 8 
		
		---------------------------------------------------------------------- 
		Bitte aufbewahren, da diese Listen 
		mit der Zeit einen Katalog ergeben werden.- Evtl. weitergeben! 
		
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		Sehr geehrte Herren! Liebe Freunde! 
 
		Meine Buchhandlung ist zwar seit 
		über einem Jahre seitens der amerikanischen Nachrichtenkontrolle wieder 
		zugelassen, war aber bis jetzt noch nicht aktionsfähig. Ob sie es von 
		nun an sein wird, weiß ich noch nicht, denn selbst die Produktion der 
		Vorkriegszeit würde nicht ausreichen, die geistliche Aushungerung 
		unserer Gemeinden zu beseitigen, welche seit dem Verbot der Herstellung 
		evangelischen Schrifttums am 1.7.1940 besteht und eine der Ursachen ist, 
		weshalb unser Volk sich immer mehr von Nihilismus und Materialismus 
		umgarnen läßt. Doch liegen so dringende Aufgaben vor, dass ich mich 
		nicht länger sträuben kann, selbst mit den äußerst geringen 
		Möglichkeiten, die uns verblieben sind, meinen Dienst an der geistlichen 
		Versorgung wieder aufzunehmen. Doch möchte ich gleich sagen dürfen, dass 
		mir die Erfüllung dieser Aufgaben nicht möglich sein wird auf der alten 
		Grundlage des reinen Geschäftsbetriebes, sondern nur durch eine 
		Gemeinschaftsleistung, in der ich selbst nichts weiter sein werde als 
		die Vermittlungsstelle.  
		Durch die Umsicht meiner Frau konnte 
		eine Liste meiner Kunden gerettet werden. An die wichtigsten 4500 Namen 
		von den insgesamt 7000 dieser Liste geht nun dieser Bücherbrief hinaus. 
		Es ist mir ein großer Schmerz, an viele den Versand nicht mehr vornehmen 
		zu können, da sie gefallen, ihren Verwundungen erlegen, in den Städten 
		erstickt oder verbrannt oder in Lagern umgekommen sind. Zu ihnen gehörte 
		eine Anzahl jüngerer Theologen, deren Kompromißlosigkeit, Bekennermut 
		und passive Verfolgung sie nach menschlichem Ermessen zu wertvollen und 
		unersetzlichen Streitern in den uns erwartenden endzeitlichen Kämpfen 
		hätten werden lassen. Sie waren manchem von uns Überlebenden ein 
		beschämendes Beispiel für das Widerstreben gegen die Sünde "bis auf's 
		Blut", und wir wollen uns, durch ihr Vorbild, dem Gott als der Herr der 
		Geschichte das Siegel seiner Bestätigung aufgedrückt hat, warnen und 
		belehren lassen, unseren Dienst in Zukunft treuer zu versehen und nur 
		Gottesfurcht, aber nicht mehr Menschenfurcht zu haben. - Ihnen, deren 
		Leben SS, Gestapo, KZ und der satanische Krieg ein Ende setzten, leuchte 
		das ewige Licht. -  
		Da das Schweigen des Dritten 
		Reiches zu Ende ist, kann ich über mich selbst berichten: Nachdem 
		ich bereits seit 1929 publizistisch und später auch rednerisch gegen den 
		Nationalsozialismus als antichristliche und volkszerstörende Bewegung 
		aufgetreten war, wurde meine damalige Korbacher Buchhandlung seit dem 
		Frühjahr 1933 zum Mittelpunkt der kirchlichen Kämpfe, als sogar später 
		führende Pfarrer der Bekennenden Kirche noch bei den Deutschen Christen 
		waren. Noch 1934 übernahm ich infolge des Versagens dieser Pfarrer den 
		Vortrag über den 3. Artikel auf einer Evangelischen Woche und begleitete 
		eine Gautagung der D.C. mit auffälligen Anzeigen für die B.K. Die in der 
		Person ihres Kreisleiters verbundenen NSDAP und DC erließen immer 
		wiederholte Boykotterklärungen gegen mich; z.T. durch SS Boykottposten 
		verstärkt. Nachdem die Waldecker SS bis dahin durch ihre Gewalt 
		überfälle Aerzte und Totengräber beschäftigt und Kranken- und 
		Irrenhäuser aufgefüllt hatte, richtete sich in der Adventszeit 1934 die 
		lang erwartete direkte Gewaltandrohung auch gegen mich. Nach einer 
		stürmischen Versammlung der NSDAP, SA, SS, usw. mit Zurufen: Schlagt ihn 
		tot! Werft ihm die Fenster ein! usw. flogen tatsächlich Steine in meine 
		Buchhandlung, so dass ich noch in derselben Nacht flüchtete. Meine Lage 
		war unhaltbar geworden. Mein Umsatz hatte sich von über 40000 RM in 1931 
		verringert auf 22 000 RM in 1934, meine Substanz war aufgezehrt. Ich 
		mußte mein Geschäft mit den auf die Hälfte verringerten Beständen 
		verkaufen und verlor dabei die Hälfte meines damaligen Betriebskapitals, 
		etwa 6000 RM.  
		In Erwartung dieses Ausgangs hatte 
		ich bereits 1934 meine Bundesbrüder vom Th. V. in Hannover und Hessen 
		besucht und sie um aktive Hilfe gebeten, sobald die Verfolgung einsetzen 
		würde. Gleichzeitig hatte ich eine Reise- und Versandbuchhandlung unter 
		meinem eigenen Namen begründet, die ich Anfang 1935 nach Leipzig 
		verlegte. Über 2 Jahre haben meine Familie und ich gehungert, täglich 
		mit ängstlicher Spannung wartend, ob auf dem Postscheckkonto genügend 
		Eingänge waren, um für diesen Tag Brot und Milch für unsere damals 4 
		Kinder kaufen zu können. So hatten wir z.B. für 1935 nach Abzug der 
		Miete einen Reingewinn von nur ca. 150 RM für das ganze Jahr, für 1936 
		einen solchen von ca. 1300 RM!! Wenn damals der Verlag Vändenhoeck und 
		Ruprecht [siehe dazu das Engeagement von
		
		Günther Ruprecht für die bekennende Kirche]  in Göttingen mir nicht nur mit unbegrenztem Kredit, sondern 
		auch mit Tausenden RM baren Geldes geholfen hätte, hätten. wir iese 
		Jahre wohl nicht überstehen können. Mit Kredit und Rabatt halfen dann 
		noch die Verlage Bertelsmann, Bärenreiter (Stauda), Konstanz, Kranz, 
		Wichern und einige kleinere Verlage, denen ich ihre damals 
		uneigennützige Hilfe durch einen besonders erfolgreichen Einsatz für 
		ihre Produktion vergalt. Gleichzeitig setzte prompt die Hilfe der von 
		mir 1934 besuchten Bundesbrüder ein, denen ich für ihr mir als einem 
		damals noch völlig Unbekanntem geschenkte Vertrauen heute von ganzem 
		Herzen danken möchte. Sie haben nicht nur ihren eigenen Bedarf bei mir 
		gedeckt, sondern auch auf ihren Pastoralkonferenzen für mich geworben. 
		Ich vergalt alle diese Liebe mit den Anstrengungen, eine wirklich 
		vorbildlichen buchhändlerische Arbeit zu leisten. Dass mir dies gelungen 
		ist, zeigte, mir später die Entwicklung meine Geschäfts: von null RM zu 
		Beginn 1935 stieg mein Umsatz bis zur abermaligen zwangsweisen 
		Schließung nach Neujahr 1942, also in 7 Jahren, auf 162 000 RM, und 
		meine Kunden auf 7000, darunter etwa 4500 Pfarrer. Damit war ich nicht 
		nur - hinter Lunkenbein, Leipzig, - der zweitgrößte evangelische 
		Buchhändler des Reiches geworden, sondern zugleich in die Spitzengruppe 
		aller deutschen Buchhandlungen hinaufgerückt, von denen nur 6,8 % einen 
		Umsatz über 100 000 RM hatten. Die während dieser Zeit gemachten 
		Schulden konnte ich nach der Schließung meines Geschäfts 1942 abtragen.
		 
		Die Entwicklung meines Geschäfts 
		verdanke ich also meinen Lieferanten und meinen Kunden, die ich, je nach 
		den mir zur Verfügung gestellten Darlehen, im Auto besuchte. Ihnen 
		verdanke ich die Anregungen, die ich dann im Monatsbrief weitergab, den 
		ich im Januar 1937 begründete als eine ohne Wissen der 
		Reichsschrifttumskammer schwarz erscheinende theologisch literarische 
		Zeitschrift, die neben der lückenlosen Bibliographie noch kritische 
		Besprechungen brachte, ferner Empfehlungen, Anregungen für die 
		Schrifttumsarbeit der Gemeinden, Berichte über die kulturpolitische Lage 
		bezüglich des Schrifttums, usw. Obwohl die Monatsbriefe 4 1/2 Jahre lang 
		erschienen, und zwar monatlich in steigender Auflage und bis 
		Kriegsausbruch auch mit steigendem Umfang, ist doch trotz der vielen 
		Haussuchungen bei meinen Freunden und bei mir selbst nie ein Heft der 
		Gestapo in die Hände gefallen.   Mein ausführlicher Bericht 
		über die den konfessionellen Verlag und Buchhandel lahmlegende Anordnung 
		Nr.133 aus 1939 wird noch in aller Erinnerung sein, ebenso meine Aktion 
		gegen die Anordnung 145 von 1941 mit ihren Mietverträgen, Plakaten, usw. 
		Gegen die Auswirkung der ersteren unternahm ich 1939 eine vierteljährige 
		Reise durch ganz Deutschland, wie überhaupt alle meine Reisen die 
		beabsichtigte Nebenwirkung hatten, den Geist und den Willen des 
		Widerstandes zu stärken.  
		Meine zweite Verfolgung setzte dann 
		im April 1941 ein: Als die RSK erfahren hatte, dass ich einen Pfarrer
		als wissenschaftlichen Mitarbeiter beschäftigte, der von Streicher 
		für 3 1/2 Jahre eingesperrt worden war, schickte sie mir die Gestapo auf 
		den Hals, die mich dann nicht mehr losließ. Dass ich außerdem seit 1938 
		einen christlichen Volljuden schwarz beschäftigte, der nachher auch mein 
		Geschäft liquidierte, bekam sie jedoch nicht heraus. Meine gesamte 
		Verlagsarbeit war außerdem schwarz geschehen. Nachdem mir der die 
		Untersuchungen führende Gestapobeamte erklärt hatte, die RSK sei über 
		den wachsenden Umfang meines Geschäftes erschrocken und wünsche deshalb 
		meine Schließung, kam die gewaltsame Lösung durch die Veröffentlichung 
		meiner Bildblätter für den Kindergottesdienst. Am 5.1.1942 wurde ein 
		Herr des Wchern Verlages Ohrenzeuge der gegen mich in Berlin 
		beschlossenen Maßnahmen: Schließung des Geschäfts, Geldstrafe von RM 
		35000 und KZ wegen "Sabotage an den Kriegsanstrengungen des deutschen 
		Volkes". Er ging sogleich zum Bahnhof, fuhr zu mir nach Leipzig und riet 
		sofort zu fliehen. Es gelang mir, einen Auslandspaß und sämtliche 
		Bewilligungen bis auf die des Wehrbezirkskommandos zu erhalten. Da ich 
		durch zahllose Erzählungen von der Wirklichkeit des KZ wußte und bereits 
		eine Auskämmungsaktion der RSK zur Überführung nicht kriegswichtiger 
		Buchhändler in die Rüstungsindustrie am Anlaufen war, hielt ich es als 
		av-Gemusterter nicht für unvereinbar mit meinem Gewissen, mich statt 
		dessen bei der Wehrmacht zu melden, wo man zu jener Zeit bereits vor der 
		Gestapo bzw. KZ sicher war, aus dem heraus sogar für die Wehrmacht 
		geworben wurde. Auf dem Wehrmeldeamt fand ich einen verständnisvollen 
		Hauptmann, der mir meinen Einberufungsbefehl gleich mitgab, so dass ich 
		bereits am 12.1.1942 Soldat war und die drei Gestapobeamten, die mich 2 
		Tage später verhaften wollten, das Nest leer fanden.  
		Damit war ich zwar nicht mehr in den 
		Klauen der Gestapo, wohl aber in denen des "nationalsozialistischen 
		Volksheeres". Ich sah sehr bald die beispiellose Korruption, vor allem 
		unter den Offizieren, von denen ich im Laufe der Jahre nur drei 
		unbestechliche kennengelernt habe. Da meine Anwesenheit als fremdes und 
		störendes Element empfunden wurde, wurde ich innerhalb der 40 Monate 
		meines Soldatendaseins nicht weniger als 14 mal versetzt. Die längste 
		Zeit war ich Dolmetscher, zuerst in Berlin, dann im Stalag. Als ich 
		meine Mitarbeit nicht mehr glaubte verantworten zu können, verfaßte ich 
		zwei geheime Denkschriften über die Korruption des Offizierskorps im 
		Stalag, das sich aus Paketen der Kriegsgefangenen gute Tage machte, und 
		einen sehr umfangreichen über die Mißhandlung der Kriegsgefangenen. Ich 
		gab sie auf geheimen Wegen an das OKW weiter. Aber da auch hier derselbe 
		Geist herrschte, erhielt ich die Quittung durch einen Scheinprozeß, 
		wurde bestraft, degradiert, aus av zu kv erklärt und zu einer 
		Fronteinheit versetzt. Am 5.5.1945 wurde ich in Südböhmen von sehr 
		anständigen Tschechen interniert und war am 29.5.1945 wieder in Korbach, 
		nachdem ich auf einem amerikanischen Auto von Brünn bis Frankfurt 
		gefahren worden war.  
		Das Schicksal meiner Familie war 
		indessen nicht weniger angreifend gewesen. Im Jahre 1943 (4.12.1943) 
		brannten Wohnung und Geschäft völlig ab, darunter alle meine 
		Geschäftsunterlagen, Bibliothek, eine große, Bildersammlung mit etwa 10 
		000 aufgezogenen Bildern, Manuskripte, Archive, also meine gesamte 
		Vorarbeit für meinen geplanten eigenen Verlag. Meiner Frau und den 4 
		jüngsten Kindern - die drei ältesten Jungen waren s.Zt. in Korbach bei 
		meine Eltern   gelang es, durch eine letzte Lücke dem 
		Feuermeer zu entrinnen. Sie wurde ins Sudetenland evakuiert, von wo sie 
		Ende Februar 1945 unter Verlust aller inzwischen gemachten 
		Ersatzbeschaffungen und bei Mitnahme von nur 2 Koffern und 4 
		Schulranzen entkommen konnte. Da wir unter Ablehnung konjunkturellen 
		Nutznießertums nur legal handeln wollen, wohnen wir heute noch in 3 
		Wohnungen, 26 km voneinander getrennt, geliehenen Möbeln usw. Mein 
		Bargeld ist in der CSR verloren bzw. im russischen Gebiet rettungslos 
		blockiert. 
		Die Grundlage meiner zukünftigen 
		buchhändlerischen Arbeit bildet die Erkenntnis, dass wir im Dritten 
		Reich nur Vorgefechte für die letzte Auseinandersetzung zwischen dem 
		Herrn der Geschichte und dem Fürsten dieser Welt erlebt haben, dass es 
		zur Verantwortung der wachen Christen gehört, sich und andere auf diese 
		endzeitliche Situation immer wieder klar und entschieden hinzuweisen und 
		daraus die entsprechenden Folgerungen für das praktische Leben, in 
		meinem Falle: für die buchhändlerische Arbeit, zu ziehen. Daher habe ich 
		ab 1943 ein buchhändlerisches Programm entwickelt, das ich meinen 
		Freunden nach und nach mitzuteilen gedenke, sobald die unerläßlichen 
		materiellen und organisatorischen Voraussetzungen erfüllt sein werden. 
		Dieses Programm richtet sich im Wesentlichen auf die innere Stärkung der 
		Christenheit angesichts der Probezeiten, denen wir den Zeichen der Zeit 
		nach zu urteilen entgegengehen, dann aber auch auf einen letzten Versuch 
		missionarischet Anstrengungen innerhalb unseres eigenen Volkes, das zu 
		einem höchst schwer zu bearbeitenden Missionsfelde geworden ist. Meine 
		leidenschaftlichen Bemühungen, in den geistlich entscheidenden ersten 
		Monaten nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zum Zuge zu kommen, 
		sind gescheitert: meine buchhändlerische Registrierung erhielt ich erst 
		im Juli 1946, meine Verlagslizenz habe ich bis heute noch nicht. Doch 
		weiß ich mich mit meinen Freunden aus der erprobten Kampfgemeinschaft 
		der Jahre bis 1942 her einig in den letzten Zielen unserer gemeinsamen 
		Arbeit, so dass ich nunmehr   trotz aller äußeren Hemmungen - 
		den notwendigen Schritt vertrauensvoll tun zu dürfen glaube. 
		Mit herzlichem Gruße  
		Rudolf Heesen 
		Erklärungen zu den verwendeten 
		Abkürzungen: 
		SS Statssicherheitsdienst 
		SA Sturm-Abteilung 
		Gestapo geheime Staatspolizei 
		NSDAP national-sozialistische 
		deutsche Arbeiter-Partei 
		KZ Konzentrationslager RSK 
		Reichs-Schriftentum-Kammer 
		BK Bekennende Christen 
		DC Deutsche Christen 
		RM Reichsmark kv 
		kriegsverwendungsfähig 
		av  
		OKW Oberkommando der Wehrmacht 
		CSR Chechisch slowakische Republik 
		1947 15.12. Nr.1 oder 01.09.1947 
 
		zum 
		Evangelischer Bücherbrief Nr.1 15 Dezember 1947 
 1. Die 
		evangelische Wanderbücherei. 
		Neue Literatur, vor allem 
		evangelische, ist im Augenblick noch nicht zu beschaffen. Es gilt also, 
		die Bestände, die sich hin und her im Lande befinden, zweckentsprechend 
		zu verwerten. 
		Nun sind die einzelnen 
		Gemeindebüchereien ausgelesen und können nicht ergänzt werden. Einige 
		Freunde möchten nun ihre Büchereien austauschen gegen diejenigen aus 
		anderen Gemeinden. Sie haben mich gebeten, hier zu vermitteln. Mein 
		Vorschlag ist daher folgender: 
		Die Gemeinden übersenden mir ihre 
		Büchereien. Ich gebe diese titelmäßig im Bücherbrief bekannt. Aufgrund 
		dieser Titelangabe kann jede Gemeinde die gewünschten Titel bestellen 
		und erhält ebenso viele Bücher, wie sie der Evangelischen Wanderbücherei 
		zur Verfügung gestellt hat. Es empfiehlt sich , etwa die doppelte Menge 
		Titel zu bestellen, da viele Titel mehrfach verlangt werden dürften. Auf 
		diese Weise wird erreicht, dass der Kontakt der Gemeindeglieder mit dem 
		evgl. Buch nicht abreißt und damit auch nicht die Beeinflussung der 
		Gemeinden vom beispielhaft dargestellten Evangelium her. Die Ausleihe 
		erfolgt in den einzelnen Gemeinden durch den Pfarrer oder von diesem 
		beauftragte Personen zu den örtlchen Leihgebühren. 
		Zum Technischen: Da ich nicht 
		genügend Packpapier beschaffen kann, bitte ich darum, die hergesandten 
		Bücher in entsprechend dauerhaftes Papier einzuschlagen, den Buchtitel 
		oben auf dem Rücken anzubringen und die Bücher mit einem 
		Eigentumsstempel zu versehen. Denn sie bleiben Eigentum der an die Evgl. 
		Wanderbücherei angeschlossenen Gemeinden. Vor dem Hersenden bitte ich, 
		die Bücher, die dessen bedürfen, durch einen ortsansäßigen Buchbinder 
		reparieren zu lassen, da die hiesigen Buchbinder für einen so großen 
		Ansturm anfallender Reparaturarbeiten nicht eingerichtet und nicht mit 
		ausreichendem Material versehen sind. Auf diese Weise wird die 
		Gesamtlast des Unternehmens auf viele Orte verteilt. Die Übersendung der 
		ausgetauschten Bücher erfolgt in dem selben Packpapier, das zur 
		Hersendung benutzt wurde. Ich bitte also ausreichend Packpapier und 
		Kordel mitzusenden. 
		Diese aus den Gemeinden stammenden 
		Bücher werde ich ergänzen durch Bücher, die aus anderen Quellen stammen, 
		z.B.aus Spenden für diesen Zweck oder aus Titeln, die ich aus dem 
		Tauschverfahren gewinne (siehe unten) oder aus Neuproduktion. Es ist im 
		Augenblick nicht wesentlich, eigene Bücher zu besitzen oder sie durch 
		Hüten im Bücherschrank ansehnlich zu erhalten. Das dürfte inzwischen 
		klar geworden sein. Wir wollen ja hoffen, dass wieder genügend 
		Neuproduktion und Neuauflagen alter Bücher zur Verfügung stehen werden, 
		bis die alten Bestände, aus denen sich vorerst die Evgl. Wanderbücherei 
		zusammensetzen wird, unbrauchbar geworden sind. Und jeder Benutzer der 
		Evgl. Wanderbücherei verschleißt ja auch zu seinem Teile die fremden 
		Bücher, die er als Entgelt gegen die an seinem Eigentum eintretende 
		unausbleiblche Abnutzung leihweise erhält. 
		Zur Bestreitung der Unkosten (z.B. 
		Bücherbrief/Löhne) werden von den die Evgl. Wanderbücherei in Anspruch 
		nehmenden Büchereien an Gebühren erhoben: 1. Ein Jahresbeitrag von RM 
		5.-- und 2. eine Leihgebühr von RM -,10 je Titel und angefangenen Monat. 
		Im Verlauf der Tauschaktion entstehende Reperaturkosten trägt der letzte 
		Benutzer des betr. Buches. 
		Es steht selbstverständlich 
		jedermann frei, Bücher geschenk- oder leihweise zur Verfügung zu 
		stellen, und ich möchte ausdrücklich darum bitten, dass sich diejenigen 
		meiner Kunden, die nicht Verwalter einer Gemeindebücherei sind, an der 
		Evgl. Wanderbücherei auf diese Weise zu beteiligen. 
		Im nächsten Bücherbrief werde ich an 
		dieser Stelle die ersten Titel bekanntgeben, die inzwischen durch die 
		einzelnen Gemeindebüchereien eingesandt wurden und nun zur Ausleihung 
		zur Verfügung stehen. 
 2. Der private 
		Büchertausch. 
		Das Interesse meiner Kunden geht 
		dahin, Bücher zu erhalten, die ihnen fehlen und die sie im Interesse 
		ihrer wissenschaftlichen und praktischen Arbeit dringend benötigen. Mein 
		Interesse geht dahin, möglichst viele Bücher zu erhalten, um das von mir 
		angedeutete buchhändlerische Programm erfüllen zu können. Und zwar liegt 
		mir nicht nur an gängigen Titeln, etwa der seit 1918 erschienenen theol. 
		Literatur, sondern auch an evgl. und theol. Büchern aller Jahrhunderte 
		einschl. frommer Bilder und geistl. Musik. 
		Viele solcher Titel lagern auch 
		heute noch auf Speichern und in Truhen, ja, ich muBte sogar einige Male 
		feststellen, dass sie von ahnungslosen Händen auf einen gewissen Ort 
		gebracht worden waren - wahrlich ein Zeichen deutscher Not! Es ist 
		höchste Zeit, dass diese vielleicht selten gewordenen alten Zeugen 
		diesem wirklich letzten Verwendungszweck entrissen werden. Ich bitte 
		deshalb meine Freunde darum, hier aufklärend und werbend zu wirken und 
		die Früchte solcher Sammelaktionen evtl. Ihrer Gemeindebücherei durch 
		Vermittlung der Evgl. Wanderbücherei zugute kommen zu lassen. Zu dieser 
		Branche evgl. Schrifttums rechne ich auch solche Literatur, deren 
		Verfasser nicht evangelisch waren. (z.B. Chr. v. Schmid, Ludw. Richter, 
		Auerbach), die aber in ihren Büchern evgl. Wahrheit enthalten oder im 
		schwächsten Falle nichts anderes sind als Bücher, die "lieblich sind und 
		wohllauten". 
		Auf der ersten Interzonentagung der 
		Vereinigung evgl. Buchhändler im Juli 1947, der ersten seit ihrem Verbot 
		vor 10 Jahren, hörte ich, dass die evgl. Buchhandlungen der Großstädte 
		den Büchertisch auf Preisbasis aufgebaut haben. Da es sich um gebrauchte 
		Bücher handelt, werden sie mit einem um 20% unter dem damaligen Neupreis 
		liegenden Preis ausgezeichnet. Der Ankauf erfolgt dann zu 2/3 dieses 
		Altpreises, sodass der Erlös für den Verkäufer etwa die Hälfte des 
		Neupreises beträgt. Dieses genaue, aber umständliche Verfahren möchte 
		ich ersetzen durch ein Verfahren, das Titel gegen Titel setzt. Um meine 
		Unkosten und die Lebenshaltung meiner Familie bestreiten zu können, gebe 
		ich zwei Bücher ab, wenn mir drei andere dafür geschickt werden. Das 
		entspricht ziemlich genau der Rechnungsart in den Großstädten und ist 
		für die Kunden etwas günstiger als der Verlagsrabattsatz gegenüber dem 
		Buchhandel. 
		Sonderfälle wie RGG, Kittels Theol. 
		Wörterbuch zum NT, u.ä. bitte ich, mir besonders mitzuteilen. Es ist 
		klar, dass ich nicht 3 Bände RGG gegen 2 Homiletiker eintauschen darf 
		und will. Im übrigen ist zu diesem Thema noch zu sagen, dass zunächst ja 
		die Geschmäcker verschieden sind. Darauf beruht ja überhaupt der ganze 
		Tauschverkehr: dem einen ist ein Buch so unwichtig, dass er es abstößt, 
		und der andere gibt sogar 1 1/2 Buch dafür her, um es nur zu bekommen. 
		Und zum anderen: Der Verkehr zwischen dem Publikum und seinem 
		Buchhändler ist Vertrauenssache. Um die Aktion zum Anlaufen zu bringen, 
		bitte ich darum, mir schon jetzt Bücher zugehen zu lassen, damit ich 
		Tauschangebote im nächsten Bücherbrief bringen kann. Die Ersteinsender 
		haben dann die Möglichkeit aus den demnächst angebotenen Titeln das 
		Benötigte auszusuchen oder auch solange zu warten, bis ihnen ein 
		eintauschwürdiger Titel begegnet. 
		Die eingesandten Bücher sollen in 
		Umfang und Einband den angebotenen in etwa entsprechen, und zwar sollen 
		von den 3 eingesandten Büchern zwei theol.Inhalts sein, das 3. aber 
		theol. oder belletristischen. 
		Ich bin jedoch auch mit Tausch auf 
		Preisbasis einverstanden. Wer diese Art des Tausches bevorzugt, wird 
		gebeten, auf einem beigelegten Zettel den seinerzeitigen Kaufpreis 
		anzugeben. Die auf Preisbasis zu tauschenden Bücher erscheinen im 
		Bücherbrief mit Preisangebot. Eine Kombination beider Tauscharten ist 
		möglich. In diesem Fall wird der Preis der stückweise getauschten Bücher 
		von mir ermittelt. 3. Gesuchte 
		Bücher. 
		Inzwischen erhielt ich den schweren, 
		aber ehrenvollen Auftrag, für die im Herbst zu eröffnende Theologische 
		Hochschule der deutschen lutherischen Freikirchen die notwendige 
		Bibliothek zu beschaffen. Ich lege daher besonderes Gewicht auf das 
		Hereinkommen lutherischer Theologie und bitte meine Freunde, vor allem 
		in der Lüneburger Heide und im Bayrischen Wald, ihre Bauern und 
		Waldarbeiter auf die Jagd nach den alten "Tröstern" zu setzen, dabei 
		aber weder die neueren Ausleger noch die alten Dogmatiker in ihren 
		eigenen oder in ihrer Großväter Bücherschrank zu vergessen. 
		Zugleich sollen meine Kunden 
		Gelegenheit haben, durch den Bücherbrief Titel suchen zu lassen, die sie 
		dringend brauchen. Diese Titel werden an dieser Stelle angezeigt. 
		4. Besorgung verlagsneuer Bücher. 
		Die Schwierigkeit der gegenwärtigen 
		Lage erhellt aus der Notwendigkeit, dass ich täglich etwa 20 Exemplare 
		evgl. Literatur erhalten müßte, wollte ich jedem meiner 7000 Kunden , 
		darunter 4500 Pfarrer, jährlich auch nur ein einziges Exemplar zur 
		Verfügung stellen. Dieses eine Exemplar wäre dann zumeist auch noch ein 
		Groschenheft. Tatsache ist jedoch, dass ich angesichts der von der 
		Nachrichtenkontrolle festgesetzten Höchstauflage von 5000 Exemplaren je 
		Titel wöchentlich kaum 20 Exemplare von allen evgl. Verlagen zusammen 
		erhalte. Wie soll ich diese nun gerecht verteilen? Ist es nicht doch 
		noch zu früh, meine Buchhandlung wieder zu eröffnen? Oder soll ich meine 
		buchhändlerische Tätigkeit auf die bisher besprochenen Tauscheinrichtung 
		beschränken? Dann wäre es aber doch schade, die auf mich entfallenden 
		Exemplare der Neuproduktion nicht zu verwerten, trotz der Gefahr, mein 
		Ansehen zu verlieren oder diesen oder jenen Kunden zu verärgern?! 
		Wer mir einen Ausweg bietenden Rat 
		erteilen kann, sei herzlich darum gebeten. 
		Als Übergangslösung möchte ich 
		vorschlagen, dass für jedes mir zum Tausch eingesandte Buch der 
		betreffende Einsender das Bezugsrecht auf einen Titel der Neuproduktion 
		erhält. Diesen neuen Titel teilt mir der Kunde dann mit. Ich versuche 
		ihn zu beschaffen, sage aber heute schon, dass dies in den meisten 
		Fällen vergebliche Mühe sein wird. Denn die angezeigten Neuerscheinungen 
		sind bereits vergriffen. Praktisch wird es also so sein, dass ich aus 
		den mir vom Verlag zugesandten Titeln zuteilen muß. Ich werde diese 
		Verlagssendungen erst 3 Wochen nach Versand des Bücherbriefes an meine 
		Kunden zuteilen, um auch den Kunden mit der schlechteren Postverbindung 
		die Möglichkeit eigener Wahl zu lassen. Den nicht bestellten Rest werde 
		ich unbestellt auf meine Kunden aufteilen, welche das Bezugsrecht durch 
		Einsendung alter Bücher erworben und mir außerdem für diese Zusendung 
		das bei mir nicht vorhandene Packmaterial zugesandt haben. Letzteres 
		sollte immer zur Stelle sein, um auch Fortsetzungen ausliefern zu 
		können. 
		Ausgewiesene und ausgebombte Kunden 
		mögen mir mitteilen, dass sie ihre Bücher verloren haben. Hier plane ich 
		ein anderes Verfahren. 
		Das ist alles andere als eine ideale 
		Lösung, und wir wollen hoffen, dass nicht nur die allgemeine Lage sich 
		bessern, sondern auch meine Bemühungen Erfolg haben werden entsp. meinen 
		alten Verdiensten um die evgl. Literatur wieder mein alte Position 
		gegenüber dem evgl. Verlag zurückzugewinnen, die ich durch meine 
		zwangsweise Geschäftsschließung und durch den Verlust meines alten 
		Arbeitsplatzes in Leipzig wider meinen Willen eingebüßt habe. Dazu hoffe 
		ich, noch andere Quellen zur Beschaffung neuer Literatur erschließen zu 
		können. 5. 
		Anschriften. 
		Ich suche die gegenwärtigen 
		Anschriften meiner früher in der jetzigen polnischen Zone ansässig 
		gewesenen Kunden, ferner diejenigen Kunden, deren Namen mit den 
		Buchstaben E bis Har und Kop bis Kz beginnen, da diese Blätter meiner 
		Kundenliste verloren gegangen sind. Wer kann mir zur Ergänzung der 
		Kundenliste das Deutsche kirchl. Adreßbuch von 1937, Müllers Deutsches 
		Ortsbuch und einen Handatlas mit Ortsregister überlassen? 
		6. Theologische Bibliographie. 
		Wie in den früheren Jahren werde ich 
		wieder sämtliche Neuerscheinungen der evgl. Theologie anzeigen und dazu 
		die wichtigsten Titel aus den Randgebieten. Angesichts der Marktlage ist 
		dies ein ausgesprochener Kundendienst. 
		Trotzdem übernehme ich diesen Dienst 
		mit Freuden, nicht nur seiner wissenschaftlichen Bedeutung wegen, 
		sondern auch in der Hoffnung, dadurch die unterbrochene Verbindung zu 
		meinen Freunden wieder fest zu knüpfen. 
		Es bedarf unter Wissenschaftlern 
		keiner Erörterung, dass die Mitteilung eines Titels aus dem gegnerischen 
		Lager keine Empfehlung, sondern nur eine Information bedeutet. 
		Nach den Veröffentlichungen der 
		Neuerscheinungen werde ich auch die Berichterstattung über die einzelnen 
		Sachgebiete wieder aufnehmen. 
		(Bücherbrief Rudolf Heesen 
		1.September 1947 S1-S6) 
		1948 01.08. Nr.8 Seite 69 
		Gedicht von Rudolf Alexander 
		Schröder: Unter Freunden zu singen:   
		Gott dank, dass ich euch habe, 
		nun alles sich verliert. 
		Euch, erst und letzte Gabe, 
		die keiner nehmen wird. 
 
		Ich eurer Treue halte 
		zu ewigem Gewinn, 
		um euch die Arme falte 
		und unverwundbar bin.  
 
		Lasst, lasst sie triumphieren, 
		wir treten neu hervor. 
		Was können wir verlieren? 
		Die Welt ist’s, die verlor. 
 
		Uns ist die Kraft gegeben, 
		die allem widersteht, 
		die aufrecht durch das Leben 
		auch unterm Leide geht. 
 
		Geduld, die unverrücket 
		im Fels die Wurzeln schlägt 
		und wachsend, was sie drücket, 
		hinauf zum Himmel trägt. 
 
		Ein Geist, den nicht’s bekümmert, 
		Ein Glaube, dem nicht graut, 
		der, wo das Haus zertrümmert, 
		den Tempel aufgebaut. 
 
		Der weiß, es wird den Erben 
		ihr Erbe nicht gekränkt, 
		braucht keiner drum zu werben, 
		dem alles ist geschenkt. 
 
		In unsres Kummers Tagen 
		wir haben wohl vermerkt, 
		je härter wir geschlagen, 
		je mehr sind wir gestärkt. 
 
		Wollt mir die Hände reichen, 
		versiegelt’s Mund auf Mund, 
		und unter allen Zeichen 
		bleibt es derselbe Bund. 
 
		Weil er mit seinen Gaben 
		in unsrer Mitte webt, 
		weil alles, was wir haben, 
		nach ihm die Hände hebt.  
		1948 01.09. Nr.9 
		Evangelischer 
		Bücherbrief Nr.9 1.Sept.1948 
		des Buchhändlers Rudolf Heesen 
		zuletzt in Leipzig,  jetzt wieder 
		in 16-Korbach/Waldeck  
		Währungsreformierter (terminus 
		Passivus) Schlußbericht über die Jahre 1933-48 Vorbemerkung 
		für meine neuen Kunden: 
		Der im Geschäftsleben sonst 
		ungewöhnliche persönliche Ton rührt her aus meiner persönlichen 
		Verbundenheit mit meinen alten Freunden aus der DCSV, dem 
		Bethel-Studentenbund und dem Theologischen Verein, von denen ich bis 
		Kriegsausbruch etwa 2500 im ganzen Reich besuchte. Da ich den 
		Bücherbrief aber nicht in 2 Ausgaben drucken kann, bitte ich, an diesem 
		Ton keinen Anstoß zu nehmen. 
 
		Liebe Freunde! 
 
		Ihr seid es von früher her gewöhnt, 
		dass ich offen über alles schreibe. Wenn dies auch oft genug "taktisch 
		unklug" war, so hat es mir doch wenigstens Euer Vertrauen eingetragen, 
		ohne welches ich die bösen und doch so erfolgreichen Jahre bis zur 
		Schließung meines Leipzigers Geschäftes durch die Gestapo im Jan. 1942 
		nicht hätte überstehen können und für das ich Euch früher durch beste 
		buchhändlerische Leistung gedankt habe und auch weiterhin dienen zu 
		dürfen hoffe. 
		Was das dritte Reich nicht zustande 
		gebracht hat, hat die "Währungsreform" erreicht - als hoffentlich letzte 
		Folge jener unseligen Jahre: die völlige Vernichtung meiner 
		Betriebsmittel. Die Schlußbilanz des Dritten Reiches und seiner Folgen 
		sieht für mich so aus: 
 
			
				
			
			
				| 
 | 
 | 
				Verlust RM |  
				| 
				Advent 1934 | 
				1. Flucht vor NS-Terror und 
				Zwangsverkauf meines Geschäftes: | 
				7.050,-- |  
				| 
				Jan 1942 | 
				2. Flucht vor KZ u. 
				Schließung meines Geschäftes durch Gestapo: | 
				-------,--  |  
				| 
				1943 | 
				Totaler Bombenschaden in 
				Leipzig. Sachschaden: | 
				78.691,94 |  
				| 
				1945 | 
				3. Flucht aus Sudetenland. 
				Sachschaden: 
				Kapitalschaden: | 
				14.406,21 
				10.001,-- |  
				| 
				1945/48  | 
				Blockierung und völlige 
				Abschreibung meiner Bankguthaben in der russischen Zone: | 
				51.260,12 |  
				| 
				1948 | 
				Sperrung meiner erst 1948 
				entstandenen Neuguthaben in der russischen Zone: 
				Verlust in den Westzonen 
				durch die Währungsreform: 
 
				Davon ab die verbliebenen 
				Aktiva: 
				Außenstände, Bestände der 
				Versandleihbücherei, Warenlager, Inventar, Eigenmöbel 
				für 2 Eltern, 7 Kinder, 4 
				Arbeitsplätze 
				im Büro: 5 Stühle, 3 Tische, 
				3 Schränke, 
				5 Betten, 
				Geldbestände 197,--!: 
				zusammen 
 
				Gesamtverlust 1933-48 | 
 
				5.523,81 
				9.912,95 
				176.846,03 
 
 
 
 
 
 
				+ 2.795,54 
				---------- 
				174.050,49 |    
		An Kopfgeld fehlten mir sogar noch 
		RM 4.600,--. In dieses Defizit stürzten die Tausende von RM-Zahlungen, 
		die mir in den Tagen der Währungsreform noch seitens meiner Kunden 
		zugingen - a fonds perdu! -, die mich aber zur Aufnahme von RM 6.600,-- 
		Darlehen zwangen, um meinerseits meine Schulden bezahlen zu können, und 
		mich nun mit 660,--DM weiter belasten.   
		Von der sozialen 
		Verantwortung: Wenn ich in Nr. 1 des Bücherbriefes 
		vom 15.12.47 schrieb, dass die Erfüllung der vordringlichen Aufgaben der 
		evgl. Schrifttumsarbeit nicht möglich sei auf der alten Grundlage des 
		reinen Geschäftsbetriebes, sondern nur durch eine Gemeinschaftsleistung, 
		in der ich selbst nichts weiter sein werde, als die Vermittlungsstelle, 
		- so habe ich dieses mein Versprechen auf folgende Weise wahrgemacht:
 
		1. F l ü c h t l i n g e:
		 
		Obwohl diese nur einen Bruchteil des 
		Gehaltes bekommen und nach der Währungsreform vordringliche Ausgaben 
		haben (Haushalt, Möbel, Wäsche, usw.), war ich unklug genug, zunächst 
		deren Wünsche zu befriedigen und die sehr wenigen Bücher fast 
		ausschließlich an diese Gruppe, an Ausgebombte und an Studenten 
		weiterzugeben. Als weitere Hilfe organisierte ich die B Ü C H E R G E S 
		C H E N K E , die hoffentlich weiterfließen werden. Die EVGL. W A N D E 
		R B Ü C H E R E I , ebenfalls aus Geschenken entstanden, soll helfen, 
		Gemeindebüchereien aufzubauen, die vor allem in den Gemeinden mit 
		starkem Flüchtlingszugang so unendlich wichtig sind zur Schaffung einer 
		bewußt christlichen Haltung und Erkenntnis. Den Flüchtlingspfarrer soll 
		die t h e o l. V E R S A N D -  
		L E I H B Ü C H E R E I zur Kenntnis 
		der neuen Literatur verhelfen, die sie von nun an noch weniger käuflich 
		erwerben können als bisher. Allein dieser Zweig meiner Arbeit kostete 
		mich bisher mehrere Tausend Mark! 
		2. O S T Z O N E: 
		Es war mir unmöglich, so zu tun, als 
		ob Meine alten Freunde in der Ostzone, verstärkt durch viele aus 
		Pommern, Schlesien usw., einfach nicht vorhanden seien. Es war mir 
		unmöglich, sie im Stich zu lassen, die immer noch in der Bedrohung durch 
		"organisatorische Verkrümmung" und in geistlichem Heißhunger leben und 
		an der h e u t i g e n Front stehen. So habe ich fast ein Drittel aller 
		meiner Lieferungen nach der Ostzone gehen lassen, - in Doppelbriefen, 
		notabene, - trotz der üblichen "wohlmeinenden" Warnungen. Meine Freunde 
		in der Ostzone werden mir verzeihen, wenn ich alle Lieferungen 
		eingestellt habe, da ich bei DM 197,-- Betriebskapital keine a fonds 
		Perdu-Sendungen mehr machen kann. 
		3. K E I N E H O R T U N G: 
		Um unter allen Umständen ein gutes 
		Gewissen zu haben, haben wir, einschließlich meiner Frau und Kinder, in 
		den Nächten vor der Währungsreform, z.T. bis 4 Uhr morgens, gearbeitet, 
		um alle vorhandenen Bestände meinen Kunden zugutekommen zu lassen, so 
		dass sich z.Zt. mein Lager fast ausschließlich aus Rücksendungen 
		zusammensetzt, weil meine Kunden es mir nicht zumuten wollten, die im 
		Preis nicht abgewerteten Bücher mit abgewerteten DM - Beträgen zu 
		bezahlen. Privatkapitalistisch gesehen, war dies gewiß Unfug, aber aus 
		brüderlicher Verantwortung heraus gehandelt. 
		4. R I N G T A U S C H und B I 
		B L I O G R A P H I E nehmen außer mir die ganze Arbeitskraft 
		eines zweiten Volltheologen, meines Herrn Pohl, in Anspruch. Sie sind 
		ausgesprochener Kundendienst und haben bisher so gut wie nichts 
		eingebracht. Aber sie sind, ebenso wie der ganze  
		B Ü C H E R B R I E F, das enge 
		Band, das mich mit meinen alten Freunden und neuen Kunden verbindet und, 
		wie ich hoffe, in Zukunft seine guten und ehrlichen Früchte tragen wird. 
		5. G E W I N N T E I L U N G: 
		Nachdem die Hungerjahre meines 
		Neuaufbaus 1935 bis 1937 einer Besserung Platz gemacht hatten, setzte 
		ich mich im Frühjahr 1939 mit meinen Leipziger Mitarbeitern zusammen, um 
		eine Gewinnverteilung festzusetzen, der auch ich unterworfen war. Der 
		Kriegsausbruch verhinderte die praktische Auswirkung. Nach der 
		Wiedereröffnung meines Geschäftes im Dezember 1947 führte ich diese 
		Gewinnverteilung sofort wieder ein und verzeichne als erste Folge, dass 
		nach dem 20.6.1948 sich alle meine Mitarbeiter bereiterklärt haben, ohne 
		Gehalt weiterzuarbeiten. Die Marktlage im 
		Buchhandel. 
		Kundenbriefe beschweren sich, dass 
		jetzt Bücher lieferbar sind ,die noch einige Tage vor der Währungsreform 
		von den Verlegern selbst auf Meldekarten als "völlig vergriffen" 
		bezeichnet worden waren. Meine gegenwärtige Situation hat mich zu der 
		schmerzlichen Erkenntnis gebracht, dass der Verlag so handeln mußte, 
		wenn er die in unser aller Interesse notwendige Fortführung seiner 
		Arbeit sichern wollte.. Durch die jetzt in Fülle eingehenden Angebote 
		kommt der Verlag jetzt wieder zu Betriebsmitteln und auf diese 
		gehorteten Bücher stürzen sich  
		1948 01.11. Nr.11 Seite 116 
		Papiermangel zwingt 
		mich leider, diesen Bücherbrief in verkürztem Umfang herauszubringen. 
		Sobald ich wieder Papiervorrat erworben habe, erscheint der Bücherbrief 
		wieder in bisherigem Umfang und mit der wertvollen Bibliographie. 1948 01.12. 
		Nr.12 Seite 123  
		Gratulation aller Mitarbeiter
		der Buchhandlung zum Weihnachtsfest 1948 
		... Hans Pohl, sein 
		wertvoller Theologischer Begleiter 
		... Werner Titel, sein 
		bester Bücherkolporteur 
		
		1948
		01.01. Nr.1 
 
		Evangelischer 
		Bücherbrief Nr.2 1.Februar 1949 des 
		Buchhändlers Rudolf Heesen zuletzt in 
		Leipzig, jetzt wieder 
		in 16 Korbach/Waldeck 
 Immer ist es so gewesenhier in diesem alten Land: Wenn die 
		Abendglocken läuten  gingen heim 
		sie Hand in Hand. 
 Offen waren 
		alle Türen, und durch jede 
		sprang ein Kind; und zu Hause 
		fand es betend Vater, Mutter 
		und Gesind -  
 Immer ist das 
		o gewesen, dass das Kind 
		nach Hause lief, heim zu 
		Mutter, heim zum Vater, wenn die 
		Abendglocke rief. 
 Und nun läuten 
		schon zu Abend alle Glocken 
		dieser Welt - - - Brüder, kommt, 
		wir gehen zum Vater, eh’ die Nacht 
		uns überfällt! 
 
		Richard 
		Willy Biesold 
 
		Seite 2 
		Befreundete Verleger haben mir aus 
		altem Wohlwollen die Warnung zugehen lassen, dass ich nach Weihnachten 
		mit scharfen Maßnamen finanzieller Art zu rechnen hätte. Auch die 
		evangelischen Verleger seien nicht gewillt durch übermäßige Kredite den 
		Wiederaufbau meines Betriebes zu ermöglichen. Pfändungen und noch 
		schlimmere Dinge stünden mir bevor. 
		Seit dem 21.6.1948 haben meine 
		Kunden noch nicht die Hälfte aller Lieferungen bezahlt, sodass sich 
		meine Lieferanten erst etwa zu einem Viertel befriedigen konnte, da von 
		den Zahlungen meiner Kunden ja auch die Betriebskosten und der 
		Lebensunterhalt meiner Mitarbeiter und deren Familien bestritten werden 
		müssen. Auf meine Frage, wie ich denn mit den von mir erbliebenen DM 
		197.- Betriebskapital die Lieferungen an meine Kunden ermöglichen soll, 
		antworte man mir, ich dürfe eben keinen Kredit geben und das 
		Zahlungsziel der Verleger von 30 Tagen in keinem Fall überschreiten. Das 
		ist natürlich unmöglich. Eine Anzahl evangelischer Verleger haben mir 
		bereits die Lieferungen bis zur endgültigen Abdeckung meiner Schuld 
		gesperrt, andere haben erhebliche Rabattkürzungen vorgenommen, andere 
		beliefern mich nur noch gegen Wechsel!  
 
		1949 01.02. Nr.2 
 
		D e r n e u e T a g 
 
		Ich weiß von einen neuen Tag 
		schon in der tiefen Nacht - - 
		Mir kündet einer Glocke Schlag 
		sein Auferstehn mit Macht. - 
		Ich sehe seines Morgens Schein 
		schon in der Finsternis. - 
		Ich schreite in den Tag hinein
		 
		und bin des Tags gewiß. 
 
		Ich schreite über Schutt und 
		Schuld 
		der Sünde meiner Zeit. - 
		Ich preise meines Gottes Huld 
		noch in des Büßers Kleid. - 
		Ich sehe durch sein Strafgericht 
		der Gnade Sonnenschein. - 
		Ich schreite in des Tages Licht 
		und kann nicht traurig sein! 
		 
 
		Und sind um mich der Scherben 
		viel: 
		Gott-Vaters Burg ist heil! 
		Und quirlt um mich vergänglich 
		Spiel: 
		Ich weiß mein ewig Teil! 
		Ich weiß vom großen Auferstehn 
		des Volkes, dass gebüßt! - - 
		Ich hab den neuen Tag gesehn, 
		Der meines0 Volkes ist: 
 
		Den Tag des Rechts, den Tag der 
		Zucht, 
		Der Wahrheit und der Treu. - -
		 
		Ich hab den Tag umsonst gesucht, 
		Da noch mein Volk war frei. - - 
		Nun, da mein Volk in Ketten geht 
		in tiefer Treuernacht, 
		nun weiß ich, dass er aufersteht 
		Der Tag von Gott gemacht! - - 
 
		
		Pfarrer Richard Willy Biesold 1945 
		1949 01.03. Seite 89 
 
		Verteilblättchen für den 
		Kindergottesdienst mit Bildern von Paula Jordan  
		- Federzeichnungen mit biblischen 
		Geschichten auf der Rückseite.  
 
		1949 01.05. Nr.5 Seite 129 
		Die vielen 
		Rücksendungen des meinen Kunden kostenlos zugesandten 
		Bücherbriefes zeigen mir dessen außerordentlichen moralischen Wirkung. 
		Doch soll der Bücherbrief kein Versucher, sondern ein Freudenbringer 
		sein. Durch seine Zusendung braucht sich als niemand dazu verführen zu 
		lassen mehr zu bestellen, als es nach der Dicke seines Geldbeutels 
		verantworten kann. - Wir haben selbst kein Geld! Rudolf Heesen 1949 01.11. Nr.11 Seite 289
 Unser Ziel: In jedem Dorf
 In jedem Kirchekreis
		In jedem Haus 
		großzügige Schriftenmission! 
		 
 
		1949 01.12. Nr.12 Seite 336 
 
		Kommt alle, kommt wie ihr seid 
		keine einz’ger ausgenommen! 
		Ihr könnt Vergebung, Fried und 
		Freud,  
		von ihm geschenkt bekommen! 
		Zinzendorf 
		1950 01.02. Nr.2 Seite 33 
		 
		RH schreibt: 
		Schwierigkeiten und Hoffnung 
		Meine Schwester will ihr Haus 
		in Korbach verkaufen, um uns zur Übersiedlung nach Stuttgart 
		die notwendigen Mittel zu verschaffen.  
		In Erwartung dieser Mittel hat 
		uns die Stadt Stuttgart zunächst einen Büroraum und die 
		Zuzugsgenehmigung für meinen Sohn Hans-Georg und mich eingeräumt, damit 
		wir an Ort und Stelle die notwendigen Arbeiten für den geplanten Ausbau 
		vornehmen können. 
 
		1950 01.06. Nr 6 Seite 177 
		Wenn es gelingt unsere Arbeit 
		unter dem Blickpunkt der Ewigkeit zu bringen, dann dient alles dem 
		ewigen Ziel. Friedrich von Bodelschwingh
		1950 01.11. Seite 429 
		Buchanzeige: Klepper: 
		Der Vater  
		1951 01.02. Seite 33-64 
		 
 
		Evangelischer 
		Bücherbrief 1.Februar 1951 des 
		Buchhändlers Rudolf Heesen 
		in 14a Stuttgart Johannesstraße 11  
		Begründet 1937 als "Monatsbrief 
		der Buchhandlung Rudolf Heesen in Leipzig" Seite 33: „Den 
		evangelischen Bücherbrief erhalten alle meine Kunden kostenlos, aus 
		deren Umsatz sich ergibt, dass der Bücherbrief ihnen auch den 
		beabsichtigten Dienst tut.“  
 
		Abdruck des Liedes: 
		„Hymne an Deutschland“  von Rudolf 
		Alexander Schröder 1878 - 1962 evgl. 
		Theologe, Erneuerer des evgl. Kirchenliedes  (von GH zugefügt aus dem „Internet“: Diese Hymne an 
		Deutschland ist ein Lied - nach dem Wunsch des damaligen 
		Bundespräsidenten Theodor Heuss - die Nationalhymne der Bundesrepublik 
		Deutschland hätte werden sollen. In einem Briefwechsel einigten sich 
		Heuss und Bundeskanzler Adenauer schließlich 1952 darauf, das 
		Deutschlandlied von Heinrich Hoffmann von Fallersleben als Deutsche 
		Nationalhymne anzuerkennen. Die 3 Strophen haben jeweils eine der 
		christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Lieb als Leitwort: Land des 
		Glaubens, deutsches Land, - Land der Hoffnung, Heimatland - Land der 
		Liebe, Vaterland)  
		Anmerkung Sohn Gerhard am 
		6.7.2018: Für diese Werte hat unser Vater stets und mit 
		großem Einsatz gekämpft! 
 
		Stolze Freude ergriff mich, als 
		ich hörte, dass einer der Unseren das neue Deutschlandlied schaffen 
		durfte. - Mit demütigem Dank erfuhr ich dann den Text des Liedes. Wenn 
		die Worte Hoffmanns von Fallerleben den Gehalt "deutschen Wesens" und 
		deutscher Geschichte der letzten 100 Jahre tatsächlich annähernd richtig 
		gekennzeichnet haben, - was könnten wir sehnlicher wünschen, als dass 
		R.A. Schröder die Geschichte und das Streben Deutschlands und der 
		kommenden 100 Jahre ebenso treffend kennzeichnet!? Der "rote Faden" ist 
		biblisch! Ihn zu verwirklichen sind wir alle berufen! R.H. 
 
		Hymne an Deutschland 
 1. 
		Land des Glaubens, deutsches Land,  Land 
		der Väter und der Erben, uns 
		im Leben und im Sterben  Haus 
		und Herberg, Trost und Pfand, sei 
		den Toten zum Gedächtnis,  den 
		Lebend'gen zum Vermächtnis,  
		freudig vor der Welt bekannt,  
		Land des Glaubens, 
		deutsches Land! 
 2. 
		Land der Hoffnung, Heimatland, ob 
		die Wetter, ob die Wogen über 
		dich hinweggezogen. Ob 
		die Feuer dich verbrannt, du 
		hast Hände, die da bauen, du 
		hast Herzen, die vertrauen. Lieb 
		und Treue halten stand. 
		Land der Hoffnung, 
		Heimatland.  
 3. 
		Land der Liebe, Vaterland, 
		heil'ger Grund, auf den sich gründet, was 
		in Lieb und Leid verbündet Herz 
		mit Herzen, Hand mit Hand. Frei, 
		wie wir dir angehören. 
		schling um uns dein Friedensband. Land 
		der Liebe, Vaterland. 
 
		Gedicht: Rudolf Alexander 
		Schröder 
		Musik: Hermmann Reutter 
		1951 01.12. Nr.12
		Foto Jochen Klepper 
		22.3.1903 - 11.12.1942 Pfarrer, 
		Schriftsteller und Liederdichter 
 Worte von 
		Jochen Klepper aus der „Katharina von Bora“  „Es ist nicht 
		so wichtig, mit den Menschen über Gott, als mit Gott über die Menschen 
		zu reden. Denn beim Reden über Gott bleibt den Redenden ja so viel 
		Dekor! Weil die Welt ausgerichtet ist auf ein Buch, die Bibel, darum ist 
		Bücherschreiben eine so große Sache, dass es nicht anders als mit 
		Zittern und Zagen vor sich gehen kann. Ich danke Gott, dass er mir in 
		diesen bitteren Wochen wieder Luther in die Hände gegeben hat; denn 
		seine Sprache ist die einzige, die ich zu verstehen, die mich zu treffen 
		vermag, vor der ich mich nicht mühen und quälen muss. Dass ich Ihn 
		leidend lobe, das ist, was er begehrt. Denn auch alles andere Schreiben 
		soll in die und zu der Heiligen Schrift weisen.“ (Luther) 
		 
 1952 01.03. 
		Nr.2 Stuttgart Johannesstr.11 
		S25 Gott zum Gruß! Liebe 
		Evangelische Bücherfreunde! Das neue Jahr hat für unsere Sache mit viel Sorge und 
		not eingesetzt. Noch ist es nicht sicher, ob wir weiter arbeiten können 
		- ob wir nicht zuletzt doch alle unsere Ziele aufgeben müssen. - Es sind 
		zu wenige. die ernst damit machen. wir wissen wohl, wie schwer es ist, 
		heute , wo Bücher für die Meisten ein Luxus sind, neue Mitglieder zu 
		werben. - Es geht um viel mehr: es geht um den Kampf gegen Schund und 
		Schmutz, für den immer noch viel Geld vorhanden ist - es geht um unserer 
		Jugend, um unser Volk!  Der Vorstand der Evangelischen Bücherfreunde (gez.) 
		Ma Pohl stellvertretende 
		Vorsitzende (Pastor Pohl war thelogischer Mitarbeiter von Rudolf Heesen
		 
 1952 01.03. 
		Nr.2 S29 Ein 
		anonymer Brief an Pfr.Boland (Evg.Bücherfreunde) Sie haben als 
		einzige Stelle den Versuch unternommen, einer großen Not mit neuartigen 
		mitteln zu Leibe zu gehen. Sie sammeln Mitgliedsbeiträge, um durch 
		Kolportage nicht nur die Schmutzflut einzudämmen, sondern durch ihre 
		Buchgaben auch Besseres an deren Stelle zu setzen. Die evgl. 
		Bücherfreunde sind die einzige, die nicht nur protestieren, sondern auch 
		handeln. „Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert!“ war unser 
		Losungswort als Christliche Pfandfinder. Allein schon darum hat ihr 
		Unternehmen Wert. Und ich will nicht beschämen lassen, sondern 
		mit“taten“. Spende von 
		unbekannt 500 RM (soll wohl DM heißen) 22.10.1951.  
 1952 01.05. 
		Nr.3  
		S57 Ich suche: 
		1. Einen jungen Theologen, nicht älter als 25 
		Jahre, ledig. Er soll nach der notwendigen Einarbeitungszeit meine 
		rechte Hand werden. Einfühlungsvermögen, Organisationstalent und 
		Zuverlässigkeit erforderlich.  
		2. Junges Mädchen, 
		Mittelschulreife oder besonders begabte Volksschülerin, unter 
		20 Jahre alt, geistig interessiert und mit Erfahrung in kirchlicher 
		Arbeit, bis spätestens 1.Juli zur Einarbeitung in Lebensstellung. 
 1952 01.06. 
		Nr.4  S79 Auszug aus dem General - Anzeiger: Soweit kommt 
		es: Ein Kaufmann aus Bonn eilte in den frühen Morgenstunden mit Rucksack 
		und Gewehr, ihm zur Seite sein treuer Jagdhund, zum Bahnhof. Er trifft 
		einen Freund: „Nanu“ meinte der. „gehst 
		Du die Außenständer eintreiben? Zahlen Deine 
		Freunde so schlecht? 
		Das ganz böse Kapital: 
		Als erste Mahnung verweise ich (RH) seit kurzem 
		folgenden Text: Eine große Freude wäre es mir, wenn ich innerhalb der 
		nächsten 10 Tage den Eingang meines Guthabens feststellen dürfte. Auch 
		meine Lieferanten würden sich freuen. Auch meine Frau und meine 
		Kinder würden sich freuen. Auch Sie würden sich freuen - nicht nur, weil 
		Sie dann so viel Menschen eine Freude gemacht hätten, sondern weil Sie 
		dann eine Schuld losgeworden sind. Lassen Sie sich die schöne 
		Gelegenheit nicht entgehen und greifen Sie gleich zu ihrem 
		Überweisungsheft.  
 1952 01.08. 
		Nr.5 Neue Anschrift: Stuttgart Weilimdorf  
 1953 01.01 
		Nr.1  Familie Rudolf Heesen als Strichzeichnung1. Frau 
		Hildegard OKB - Oberkommando der Buchhandlung 2. Rudolf 
		Werbung und Verärgerung der Kunden 3. Hans Georg 
		Bestellbuch und Buchhaltung 4. Joachim 
		Zeitschriften Fortsetzungswerke Expedition 5. Irmgard 
		Ablage Allgemeine Verwaltung  6. Gerhard 
		Schüler und Nutznießer 7. Karl Rudolf 
		wie vor 8. Günther 
		Lehrling + Nutznießer 9 Ingeborg 
		Schülerin daneben Prospekte  Bücherbriefe 
		fertig machen 10 Gisela 
		Chansonette süßes Mädchen für alle etatmäßig = 
		10% seelische Aufmöbelung des Betriebes 
 1953 01.01. 
		Nr.9 Seite 233 (Büroklammer) 
		Weihnachtsnummer (im Ordner Bücherbrief 1953) Der du allein 
		der Ewige heißt und Anfang, 
		Ziel und Mitte weißt, bleib du uns 
		gnädig zugewandt und führe uns 
		an deiner Hand. Jochen Klepper 
 1953 Nr.9 
		(Büroklammer) Foto von 
		Walter Thibault + (in Uniform) weiland 
		Prokurist der Firma Rudolf Heesen, Fachbuchhandlung für  evangelische 
		Theologie und Gemeinde in Leipzig 
 1953 Nr.9 
		(grüne Büroklammer) Die gute Mär 
		wird wieder neu. Gott will, 
		dass alle Welt sich freu: Noch einmal 
		kommt der Sohn zur Erden, es soll noch 
		einmal Frieden werden. 
 Schon brennt 
		im Stall das Weihnachtslicht, schon sprach 
		der Engel: “Fürchte nicht.“ Sang laut: 
		„Das Erste ist vergangen, das neue Jahr 
		hat angefangen.“ 
 Ein gnädig 
		Jahr, ein Jahr des Herrn, darüber steht 
		der Jakobsstern, der einst des 
		Morgenlands Propheten, berief, vorm 
		Kindlein anzubeten. 
 Ja, Jesus 
		frommster Gast der Welt, mach wahr dein 
		Wort, wo dir’s gefällt; Auf finstrem 
		Steg, im Tal der Schrecken sei mein 
		Begleiter, Stab und Stecken. 
 Da schenk mir 
		ein, da brich dein Brot, dann hat mein 
		Hunger keine Not. Komm Tag für 
		Tag mein Herz erneuern und lehr mich 
		ewig Weihnacht feiern.  
 
		Weihnachtsgedicht von Rudolf Alexander Schröder 1878-1962 1935 
		Mitglied der bekennenden Kirche 1953 
		veröffentlich im Bücherbrief der evgl. Versandbuchhandlung Rudolf Heesen
		 
 1954 01.02. S26 Wem der 
		Teufel ein Amt gibt... 
		Der Karneval wird bald vorüber 
		sein, jedenfalls in den katholischen Gegend wird er mit dem 
		Aschermittwoch sein Ende finden. Es ist tief beschämend, dass der 
		Karneval in vorwiegend evangelischen Gebieten Eingang gefunden hat - 
		dank der allgemeinen Lebensangst und der “Torschlusspanik“ der Massen 
		mit ihrem sich Austobenwollen und Allesvergessen um jeden Preis. Und es 
		ist tief beschämend, dass man den Karneval in evangelischen Gegenden 
		diese Grenze des Aschermittwoch nicht absetzt, sondern in die 
		Passionszeit hinein - und durch sie hindurch - tanzt. Was der Karneval 
		bringen wird, wieder einmal und wieder in steigendem Maße bringen wird, 
		wissen wir: Zunahme der Ehescheidungen und Ehezerrüttungen. Zudem 
		Geschlechtskrankheiten, Zunahme der Jugendverwahrlosung. Darüber ist im 
		kirchlichen Raum genug geschrieben, gesprochen und gepredigt worden. Was 
		man bisher nicht wusste, dass es bei diesem Karneval so etwas wie „Ämter“ 
		gibt. ... Der Deutsche hat - oder hatte jedenfalls - immer besondere 
		Achtung vor einem Amt und dessen Träger ... 
		(Seite 26 + 27) Buchbesprechungen: S51 Field Rachel: Hölle, wo ist dein Sieg?Ein sehr guter 
		Frauenroman RH S52 Theodor 
		Haering: Schwabenspiegel: Ein liebesherzvolles, humoriges 
		 kenntnis- und 
		geistreiches Buch RH S52 Kurt 
		Ihlenfeld: Kommt wieder, Menschenkinder: Ein 
		Gottesleugner berichtet seinen Genossen RH S59 Paul 
		Schneider: Der Prediger von Buchenwald:  „Ob nicht das 
		Deutsche Reich darüber zerbricht? Es berührt einen  heute ganz 
		eigen, wenn man sieht, wie die großen Propheten des AT  der fast 
		völligen Vernichtung ihres Volkes so kalt und  entschlossen 
		ins Aug sehen (Auszug aus Schneiders Tagebuch) RH 
 1954 01.05. 
		Nr.4 
		S78 Evangelische Bücherhilfe 
		e.V. Diese Seite verdanken wir der Verbundenheit unseres 
		Freundes R.Heesen mit unserer Arbeit, die Weiterbesteht, obwohl er wegen 
		seiner sonstigen großen Beanspruchung keine Zeit mehr zur mithilfe hat.
		 1954 01.10. 
		Nr.5  Ausführlicher Bericht über den Brand am 11. Mai 
		1954
 1954 01.02. 
		Nr.7  
		S165 ... „Rückblick“ allerdings 
		bestätigen die statistischen Ermittlungen für das Jahr 1954 unsere schon 
		im Vorjahr vorhandenen Ermutungen, dass der Bücherbrief nur 
		einen „moralischen Erfolg“ hat und „keinen kaufmännischen.“
		 Fortfall von bisher 9 auf nur noch 6 Bücherbriefen im Jahr. Jede 
		Nummer kostet 1160 DM 
 1955 15.06. 
		Nr.8 
		Wir sind umgezogen nach 
		Stuttgart Plattenhardt Distelklinge 1 Wir hoffen, 
		dass dies unser letzter Wohnungswechsel gewesen ist, denn wir haben ohne 
		Zweifel den Umzugsrekord erreicht: In fast 25 Jahren ist Plattenhardt 
		unsere 21. Wohnung. Nur dieser letzte Wohnungswechsel erfolgte völlig 
		freiwillig. In 4 Fällen war er beruflich bedingt, alle anderen Umzüge 
		waren erzwungen. Doch konnte ich dankbar feststellen: Als die 2. 
		politische Verfolgung vor Weihnachten 1941 einsetzte, hatten sich die 
		Spuren der 1. bereits verwischt. Und unsere Ausbombung 1943 in Leipzig 
		hatte zur folge, dass wir nach dem Zusammenbruch nicht in Leipzig, 
		sondern in Westdeutschland waren, so dass auch über unser Wohnungsnöte 
		eine gnädige Hand waltete. Sie ergeben wirklich einen „Roman, den das 
		Leben schrieb.“ Hier das Gerippe: 
 
		01.11.30 - 31.03.31 Göttingen 
		Anschließend Selbständigmachung in:  
		01.04.31 - 31.12.34 Korbach 
		Geschäftsaufgabe wegen politischer Verfolgung 
		01.01.35 - 31.03.35 Korbach 
		kleine Notwohnung - dann Neuanfang in: 
		01.04.35 - 30.09.36 Leipzig 
		Hospitalstr.32  
		Kündigung wegen Ruhestörung 
		durch unsere Kinder 
		01.10.36 - 30.11.37 
		Großstädteln Kr.Leipzig  
		Berufung in den Martin 
		Luther-Verlag 
		01.12.37 - 30.04.38 Erlangen 
		Goethestr.4  
		Rückkehr nach Leipzig,da 
		genannter Verlag verkauft wurde 
		01.05.38 - 15.08.38 Leipzig 
		Salomonstr.11 nach dem Einzug Verkauf des Hauses 16.08.38 - 15.10.41 Naunhof 
		Bez.Leipzig Rückkehr nach Leipzig wegen  Arbeitsüberlastung durch 
		tägl.Fahrten+ Mitarbeitermangel 
		16.10.41 - 04.12.43 Leipzig 
		Gellertstr.5 ausgebombt + evakuiert nach  
		05.12.43 - 28.02.45 Eichwald 
		Kr. Teplitz-Schönau CSR von hier Fluch nach 
		04.03.45 - 30.04.45 Korbach 
		Laakerweg 17 elterliches Haus,  
		dann eigene Wohnung 
		01.05.45 - 04.07.45 Korbach 
		Philosophenweg 10 Beschlagnahme von Amerikanern 
		07.07.45 - 15.11.45 Korbach 
		Petershof von hier als Schulleiter nach 
		16.11.45 - 31.08.47 
		Schwalefeld-Waldeck dann Wiederaufnahme buchhän. Arbeit 
		01.09.47 - 31.03.48 Korbach 
		Ensinger Str. 3 bis dahin hatte die Familie 
		in 2 Orten und 3 Wohnungen 
		gelebt, jetzt wiedervereint  
		01.04.48 - 04.04.50 Korbach 
		Bahnhofstr. 6 anschließend Übersiedlung nach 
		05.04.50 - 10.05.50 Stuttgart 
		Johannesstr. 23  „Fußfassendes“ 
		Provisorium nur 33 qm 
		21.05.50 - 30.06.52 Stuttgart 
		Johannesstr. 11 Druckereikeller gekündigt nach  
		Aufhebung des Mietvertrages 
		für gewerbliche Räume 
		01.07.52 - 30.06.55 Stuttgart 
		Weilimdorf Ludmannstr. 
		ab 01.05.55 Plattenhardt 
		 
 
		Diese Wohnungen betreffen nur 
		meine Frau und die jeweiligen Kinder.  
		Meine eigene Odyssee ist 
		wesentlicher umfangreicher - auch außerhalb der Militärzeit 
		 
 1955 01.10 Nr.9 Seite 242 Abbildung: Ein im Baum hängendes 
		Pin-up-Girl bietet einem Mann einen Apfel an. Streitthema: Drei in einem Heft vom 
		Bertelsmann-Verlag  Sehr ausführliche, detaillierte Begründung für die 
		unzweideutige Darstellung und Deutung diese Bildes RH  
 1956 01.02. Nr.1 Auseinandersetzung - Bertelsmann – Heesen
		Vereinigung evg. Buchhändler e.V.in Stuttgart 
		9.1.1956 10 Std. Sitzung
		S1 --> Text der 
		Verhandungsergebnisse: Bücherbrief 1/1956 In der 
		kirchlichen Öffentlichkeit sind 2 offen Briefe des Buchhaändlers Rudolf 
		Heesen in Stuttgart Plattenhardt verbreitet worden, die sich gegen den 
		Verlag C.Bertelsmann in Gütersloh richten. Zur Schlichtung der daraus 
		entstandenne Differenzen haben beide Seiten die Vereinigung 
		Evangelischer Buchhändler als die zuständige Organisation angerufen. Am 
		9.1.1956 hat in Stuttgart vor dem Ältestenrat der Verenigung 
		evangelischer Buchhändler eine Schlichtungsverhandlung stattgefunden. S1-3 --> 
		Wortlaut der Schlichtungsverhandlungen   
		S3 --> Ich habe in Leipzig vor 
		der Kristallnacht 1938 an bis über die Schließung meiner Buchhandlung 
		durch die Gestapo und über meine Flucht vor dem KZ im Januar 1942 hinaus 
		Verfolgte des Dritten Reiches illegal beschäftigt, darunter den 
		jüd. ehemaligen Staatsanwalt D. (jetzt wieder Staatsanwalt in 
		Leipzig) und bin Inhaber des amtlichen Sonderausweises für 
		politisch, rassische und religiös Verfolgte. 
		S6 -S7 Evangelische 
		Buchhilfe = EB e.V.  „Die Güte von 
		Herrn Heesen stellt uns diese Seite (in diesem Bücherbrief zur 
		Verfügung) zur Verfügung.“  
		S11 Buchbesprechung: 
		Elisabeth Dreisbach: „Heilige Schranken“ 1956 01.05. 
		Nr.2 Stuttgart 
		Plattenhardt 
		S26 Kiriath Yearim: 
		So wichtig und richtig das Stuttgarter Schulbekenntnis (1945) und das 
		Wort der Synode von Berlin-Weißenee (1950) über unsere Schuld an Israel 
		auch war, so dürfte es doch nicht bei einer Deklamation von Worten zur 
		Schuld bleiben. Um an einer Stelle Buße zu tun, hat sich im Anschluss an 
		den Stuttgarter Kirchentag (1952) ein Freundeskreis des schweizer 
		Kinderdorfs Kiriath Yearim gebildet. In diesem Kinderdorf werden z.Zt. 
		72 Kinder, die durch Verfolgung seelisch und körperliche besonders 
		gelitten haben, vorbildlich betreut und erzogen. Der schöne Anfang des 
		gebildeten Freundeskreises dieses praktischen Dienstes an Israel ... 
		S50-56 
		Auseinandersetzung: Sonntagsblatt - Hampe - Gärtner - Heesen
		 956 01.06. 
		Nr.3  1100 
		gelesene Bücher in Kurzberichten Christlich 
		kommt von Christus und evangelisch von Evangelium. Für die christliche 
		Bewertung genügen also religiöse oder ethische Tendenzen oder Inhalte 
		nicht. Die literarische Beurteilung erfolgt ausschließlich unter dem 
		Gesichtspunkt, ob es dem Verfasser gelungen ist, ihre christliche 
		Absicht auch entsprechend einzukleiden.  Wenn ich ein 
		Buch von B.Schmidt Eller als literarisch gut bezeichne, so will ich sie 
		damit nicht auf die gleiche Stufe Stellen wie etwa Goethe, C.F. Meyer 
		oder ähliche! 
 1956 01.09. 
		Nr.4 
		Wer soll die Kalender 
		unter die Leute bringen? Im Dritten 
		Reich blieb nach den Bestimmungen der RSK (Reichsschriftentumkammer) nur 
		der Pfarrer übrig. Trotz arischer Großmütter und trotz Kirchenkampf 
		haben damals die Pfarrer die Gesamtauflage aller christlichen Kalender 
		fast verdoppelt.  
 1956 20.11. 
		Nr.5 Auflistung der 1100 gelesenen Bücher nach 
		Fachgebieten Rudolf Heesen 
		Stuttgart - Plattenhardt Wir grüßen 
		unsere Freude und Kunden RH + HH + / Kinder Unvergessliche 
		Bilder von Karl Kühnle Register der 
		im Evgl. Bücherbrief vom 1.6.1956 verzeichneten und von mir gelesenen 
		1100 Bücher  
 
		1964 12.06. 
 Nachruf: 
		
		Die Wartburg 
		Mitteilungen des Wartburg-Kartells 
		Evang.-Akadem. Verbindungen 
		
		
		------------------------------------------------------------ ----------- 
		
		4. Jahrgang, Nr.
		1 Hannover Dezember
		1964 
		
		
		-------------------------------------------------------------------- 
		----------- 
 
		Aus alledem ergibt sich, 
		 
		dass ein Christenmensch lebt 
		nicht in sich selbst, 
		sondern Christo und seinem 
		Nächsten:  
		in Christo durch den Glauben, 
		im Nächsten durch die Liebe. 
		Martin Luther 
		(Von der Freiheit eines 
		Christenmenschen.) 
 
		Rudolf Heesen 
		19o5 bis 1964   
		Am 28. Februar 1905 wurde Rudolf 
		Heesen in Aachen geboren. Von 1923 bis 1927 studierte er in Bethel, Bonn 
		und Leipzig Theologie. In Leipzig ging er zum Evangelischen Buchhandel 
		über und war zunächst bei J. F. Steinkopf, später bei 
		Vandenhoeck und 
		Ruprecht in Göttingen tätig. 
		Nach seiner Heirat 1930 übernahm er 
		1931 in Korbach/Hessen eine Buchhandlung. Nach der Machtübernahme geriet 
		er recht bald in scharfen Gegensatz zum Nationalsozialismus und wurde 
		ein Vorkämpfer der bekennenden Kirche in Waldeck. Seine flammenden 
		Proteste gegen die Judenhetze führten zum Boykott durch die NSDAP und 
		damit zum Verlust seiner Existenz. Unter fluchtartigen Umständen verließ 
		er Korbach. 
		1935 gründete er in Leipzig die 
		"Fachbuchhandlung für evangelische Theologie". Er begann mit der 
		Herausgabe der "Evang. Bildblätter" für den Kindergottesdienst. Wiederum 
		geriet er durch seinen aktiven Einsatz für die Verfolgten des damaligen 
		Regimes, die hungernden Juden und die "Bekennende Kirche" in den 
		Gegensatz zur Partei und Reichsschrifttumskammer. Nur durch seine 
		freiwillige Meldung zum Kriegsdienst entging er der drohenden 
		Verhaftung. Seine Buchhandlung wurde geschlossen. 
		Nach 1945 begann er ein drittes Mal, 
		nun in Stuttgart, mit einer "Evangelischen Buchhandlung". Seinen 
		Bücherbrief mit kurzen, sachlichen Bemerkungen zu allen Neuerscheinungen 
		versandte er an alle evangelischen Geistlichen Deutschlands. Dadurch 
		wurde er bekannt und beliebt. Aber sein Herz war müde geworden. 
		1960 übergab er seinen beiden 
		ältesten Söhnen seine Buchhandlung, die sie in Plattenhardt/Württemberg 
		in seinem Geiste weiterführen. Er selbst zog sich in die Pfalz zurück. 
		Am 12. Juni 1964 wurde er aus diesem Leben abberufen. 
		In der Rheinmark in Bonn war er 
		aktiv geworden. In Leipzig und Göttingen war er ein tätiger 
		Bundesbruder, immer bestrebt die Ziele seines Bundes und seines Kartells 
		zu fördern. Dieses Interesse hat er im gleichen Maße auf die neuen Ziele 
		des Wartburg-Kartells übertragen. So ist er auch der Aktivitas kein 
		Unbekannter geblieben. Sein Leben ist uns Vorbild und Auftrag. 
		w. B o r e e 
		(Coburgia Göttingen) 
		2010 12.04. Nachtrag von 
		Gerhard Heesen:  
		Nachforschungsauftrag nach dem versteckten jüdischen Mitbürger   Gerhard und 
		Ingrid Heesen Kirchheimer Str. 30 73257 Köngen Tel. 
		07024/81931 www.gerhard.heesen@web.de Mitglied Nr. 
		206832 beim DRK Esslingen bei Stuttgart 
 An das 
		12.4.2010  Comite 
		international 
		de la Croix-Rouge GEN/ARCH 19,avenue de la Paix 1202 Geneve SCHWEIZ 
 
		Sehr geehrte Mitarbeiter des 
		Internationalen Roten Kreuzes! 
 Heute trete 
		ich mit einer ganz besonderen Bitte an Sie heran: 
		Ich möchte in Erfahrung 
		bringen, welchem jüdischen Mitbürger mein  Vater 
		Rudolf Heesen von ca. 1938 - 1943 durch ein Versteck in der 
		 
		Gellertst.5 in Leipzig das 
		Leben gerettet hat. Dieser Mann war bei  
		ihm illegal beschäftigt und 
		daher nirgendwo registriert.  Hinweis: Er 
		hatte über den Suchdienst des DRK ein Dankschreiben an 
		 
		meinen Vater geschickt, 
		welches leider verloren gegangen  ist. 
		Nachtrag vom 12.4.2010:
		 (Diesen 
		Nachtrag haben die beiden ersten Anlaufadressen -  siehe Seite 4 
		- leider nicht erhalten, da mir das  
		Folgende erst später in 
		Erinnerung kam.) 
		Inzwischen habe ich in alten 
		Unterlagen meines Vaters  nachgeforscht, 
		ob ich einen Hinweis in dieser Sache  
		finde. Dabei hatte ich einen 
		kleinen Erfolg:  
 "In seinem 1. 
		Bücherbrief nach dem Krieg, der am 15.  
		Dezember 1947 erschien, entdeckte 
		ich einen Hinweis auf  
		die Beschäftigung eines 
		"Volljuden", den er seit 1938 in 
		 
		seiner Buchhandlung in Leipzig 
		beschäftigt hatte. 
 
		Da es verständlicherweise fast 
		unmöglich ist, einen  Menschen ohne 
		Namensnennung usw. zu finden, fiel mir beim  
		Lesen dieser oberen Zeile spontan 
		ein Name ein, den ich  
		als Kind öfters in unserer 
		Familie gehört habe. Der Name  
		ist dem Klang nach: "Tibo". 
		Die genaue Schreibweise kenne  
		ich leider nicht, er könnte sich 
		vielleicht so schreiben: 
 Thibo oder 
		Tibo also jeweils ohne "h" 
		Thiboh Tiboh 
		Thibau Tibau 
		
		Thibaut Tibaut 
		
		(Thibault, wie ich später herausfand) 
		(evgl. 
		Bücherbrief 28.2.1939 + 31.1.1940) 
 
		Bedauerlicherweise sind mir so 
		gut wie keine weiteren Fakten bekannt. Daher berichte ich erst einmal, 
		was ich sonst noch weiß: 
		Zunächst ein paar Angaben zu 
		meiner Person: 
		Ich wurde am 4.2.1936 als 4. von 
		später 8 Kindern in Leipzig geboren. Wir wohnten in der Gellertstraße 5. 
		In diesem Haus hatten meine Eltern in einem für mich nicht bekannten 
		Zeitraum einen jüdischen Mann in seiner Bibliothek für altertümliche 
		Literatur versteckt. Dieser Raum war mit einer Schranktür verschlossen, 
		so ähnlich wie das Versteck von Anne Frank in Amsterdam. 
		Wir Kinder durften vorher diesen 
		Raum normaler Weise betreten. Eines Tages sagte mein Vater: "So, Kinder, 
		schaut euch nochmals die schönen alten Bücher an. Ich werde jetzt den 
		Raum verschließen, damit ihr auf keinen Fall mal ein Buch herausnehmen 
		könnt." Wir Kinder hatten jedoch keine Ahnung über den wahren Grund 
		dieser Handlung. Erst nach dem Krieg erzählten uns die Eltern das 
		Geheimnis. Wir waren stolz, dass unsere Eltern so mutig waren und sich 
		selbst und unser Leben riskiert hatten. Dass wir von unseren knappen 
		Lebensmittelkarten auch noch diesen in Todesnot befindlichen Mann 
		versorgten, beglückte uns erst nachträglich.  Dann 
		vernichtete am 4.12.1943 ein Bombenangriff unser Haus. Weder meine 
		Mutter noch die 2 "Pflichtjahrmädchen" noch die Kinder haben diesen Mann 
		bei all dem Durcheinander aus dem brennenden Haus flüchten sehen! 
		1947 eröffnete mein Vater wieder 
		seine Versandbuchhandlung, diesmal in Korbach Kreis Waldeck - 
		Nordhessen. Ca. 1951 zogen wir um nach Stuttgart, Johannesstraße 23, 
		später in die Ludmannstraße in Stuttgart- Weil im Dorf, später nach 
		Plattenhardt auf den Fildern.  
 
		Irgendwann erhielten meine 
		Eltern eine Nachricht von diesem für uns namenlosen Mann. Er hatte die 
		Adresse meiner Eltern über den Suchdienst des internationalen Roten 
		Kreuzes erfragen können. Er bedankte sich auf's Herzlichste, dass meine 
		Eltern so viel Mut und Liebe eingesetzt hatten, und ihn vor den Nazis 
		geschützt hatten.  
		Leider ist dieser Brief verloren 
		gegangen, denn meine Eltern haben infolge des Krieges und der 
		Nachkriegswirren und der großen Kinderschar in ihrem Leben 23! mal die 
		Wohnung wechseln müssen. Zu Lebzeiten meiner Eltern hat sich leider 
		keines der Geschwister die Mühe gemacht, Nachforschungen anzustellen. 
		Jetzt ist das DRK unsere letzte Hoffnung, etwas in Erfahrung zu bringen.
		 
 Nun zu meinem 
		Vater:  
		Mein Vater - Rudolf Heesen - 
		geboren 28.02.1905 in Aachen (gestorben 
		12.06.1964 in St.Martin / Pfalz) 
		eröffnete 1935 in Leipzig eine 
		Versandbuchhandlung für evangelische Theologie. Er gab ohne 
		Genehmigung der Reichsschriftentumkammer seinen "Monatsbrief" heraus, in 
		dem er seinen Kunden im gesamten damaligen Deutschen Reichsgebiet die 
		wichtigsten Neuerscheinungen vorstellte, die teilweise durch 
		vertrauliche Verbindungen, die bereits weit vor Kriegsausbruch geknüpft 
		worden waren. (Er war auch Mitglied im Wartburgbund - einer 
		theologischen Widerstandsgruppe)  
		Um die Jahreswende 1941/42 
		erfolgte der Zugriff durch die Gestapo. Das Geschäft wurde geschlossen. 
		Mein Vater konnte sich aber noch rechtzeitig dem KZ entziehen, da er bei 
		der Wehrmacht als begehrter Dolmetscher für holländische 
		"Kriegsgefangene" bzw. "Internierte" bei der Wehrmacht eingesetzt wurde. 
		(Er war holländischer Abstammung und beherrschte 7 Sprachen) Meine 
		Mutter - Hildegard von Treskow - wohnte weiterhin bis zum Totalverlust 
		des Hauses beim Bombenangriff am 4.12.1943 in Leipzig in der Gellertstr. 
		5  
		Durch das vorbildliche Verhalten 
		meiner Eltern hatten wir Kinder eine positive Einstellung zum jüdischen 
		Volk. Meine besondere Vorliebe gilt den sehr informativen und 
		künstlerisch interessanten Briefmarken dieses Landes. Ich beziehe diese 
		postfrisch aus Israel.  
 
		Nun hoffe ich, dass Sie mit den 
		paar Angaben etwas herauspicken können, um unseren Wunsch zu erfüllen. 
		Uns ist klar, dass dieser Mann 
		nicht mehr lebt, aber er war vielleicht verheiratet und hat Kinder, die 
		ca. um die 75 alt sein könnten oder sogar Enkel. Dies tiefgründiger zu 
		erforschen wäre eventuell ein weiterer möglicher Schritt. Denn gerne 
		würden wir mehr über sein weiteres Leben nach der vermutlichen Flucht 
		aus Deutschland usw. erfahren. Sie sehen also, welche Motive uns 
		bewegen. 
		Vielleicht führen Ihre Bemühungen 
		rasch zum Erfolg, denn es könnte sein, dass Sie unter dem Namen "Rudolf 
		Heesen" einen Hinweis zum Erfolg finden. (Der Firmenname wird 
		von unserer Schwägerin, Neffen und Nichte Heesen unter "Buchhandlung 
		Heesen - Freudenstadt" weitergeführt, aber da sind kein Informationen in 
		unserem Sinne zu finden.)  
 
		Hinweis: 1. Meine 
		erste Anlaufadresse war: 
		DRK Suchdienst München 
		Zentrale Auskunfts- und 
		Dokumentationsstelle Chiemgaustr. 
		109 D-81549 
		München Tel 
		089/680773-0 
 
		Leider hatte ich den eventuellen 
		Namen "Tibo" noch nicht  
		erwähnt, siehe meine Erklärung 
		auf Seite 1 - oben  Diese Leute 
		konnten mir aber leider nicht weiterhelfen. Ich wurde dann 
		vermittelt nach: 
		2. ITS Internationale 
		Suchdienst Postfach 1410 
		D - 34444 Bad Arolsen 
 Diese 
		antworteten mir am 30.3.2010 mit dem  Aktenzeichen 
		(26.03.2010)-028 RF 
 
		Leider hatte ich den eventuellen 
		Namen "Tibo" noch nicht  
		erwähnt, siehe meine Erklärung 
		auf Seite 1 - oben  Leider hatten 
		sie auch keinen Erfolg Sie empfahlen 
		mich nun weiter an Sie - in der Schweiz  
 
 Hier der Kopf 
		seines monatlich erschienenen Bücherbriefes, in dem ich den Hinweis auf 
		den jüdischen Mitarbeiter meines Vaters fand. Ob das der "versteckte" 
		Jude war, weis ich nicht.  |